Vor 20 Jahren begann Hannelore Hoger, als „Bella Block“ zu ermitteln. Diesen Sonnabend zeigt das ZDF den 35. Fall für die Hamburger Kriminalistin

Mal was anderes als Hamburg zu sehen und eine andere Stadt zu genießen, ist für Bella Block (Hannelore Hoger) schwierig. Die Kommissarin im Ruhestand scheint die Verbrechen geradezu anzuziehen. Mit ihrem Ex-Kollegen, dem Staatsanwalt Mehlhorn (Hansjürgen Hürrig), will sie ein paar Tage in Lissabon verbringen. Doch schon nach dem ersten Abend im Haus von Mehlhorns altem Freund Bernhard Greve (Henry Hübchen) ist es mit portugiesischer Beschaulichkeit vorbei. Ein junges Mädchen wird erstochen aufgefunden, Greve gerät unter Mordverdacht, Bella Block muss eine Zeugenaussage machen. Am Abend der Party hat sie noch mit der Toten gesprochen. Sandra (Luise Heyer) stammt aus Deutschland und jobbte in Lissabon in einem Café mit Partyservice. Nun ist sie tot und erscheint Bella Block in ihren Träumen.

Seit 20 Jahren schon ermittelt die immer etwas knurrige Bella Block für das ZDF. Die Kommissarin ist schon lange zu einer Marke für den Sender geworden. Als im März 1994 die erste Folge unter der Regie von Max Färberböck lief, war nicht abzusehen, dass aus diesem Pilotfilm einmal ein höchst erfolgreiches Fernsehformat werden würde, das immer noch Marktanteile von etwa 20 Prozent erreicht. „Wir dachten damals nicht, dass es über den ersten ,Bella Block‘ hinausgeht“, erinnert sich Hannelore Hoger. Die von der Hamburger Krimiautorin Doris Gercke erdachte Figur schwamm damals gegen den Krimi-Mainstream. „Doris Gerckes erstes Buch ,Weinschröter, du musst hängen‘ konnten wir nicht verfilmen, weil es darin um die Vergewaltigung einer jungen Frau durch einen Eber ging. So etwas durfte damals im Fernsehen noch nicht thematisiert werden. Bella Block war anfangs auch nicht als Reihe angelegt“, sagt Hoger.

Mit „Für immer und immer“ läuft jetzt bereits die 35. Episode mit der wahrheitsliebenden Kriminalistin. Den aktuellen Plot hat Fabian Thaesler ihr auf den Leib geschrieben. Wieder darf Bella Block sich wie ein Terrier in einen Fall verbeißen. Wieder insistiert sie und macht sich besonders bei den portugiesischen Kollegen wenig Freunde. „Schmeiß sie raus“, befiehlt die attraktive Kommissarin Fernandes (Ana Padrao) ihrem Kollegen auf Portugiesisch und man kann sich vorstellen, dass Bella Block auf ihrer eigenen Dienststelle genauso verfahren hätte. Wieder betrachtet sie jedes Detail von allen Seiten und konfrontiert Staatsanwalt Mehlhorn und dessen Freunde Greve und Max von Holt (Ernst Stötzner) mit ihrer semi-charmanten Offenheit. Doch sie bringt mit ihrem analytischen Scharfsinn Licht in das Dunkel dieses Falles. Der Schlüssel dazu liegt in Lüneburg.

Viele Bella-Block-Krimis thematisierten gesellschaftliche Themen und Probleme, der aktuelle Fall gehört eher in die Kategorie „Wer war es?“. Thaesler ging es in seinem Drehbuch auch um „die Kraft der großen Werte“, also Liebe, Freundschaft und das Streben nach dem Guten. Doch je tiefer seine Protagonistin ihre Nase in den Fall steckt, desto mehr negative Charaktereigenschaften des verdächtigen Greve treten zu Tage. Er ist ein skrupelloser Geschäftemacher, der seine Freunde ausnutzt und eine Reihe von Affären mit jungen Mädchen hatte. Eigentlich ist er der ideale Mörder. Doch hinter dem spannend erzählten Wirrwarr steckt eine traurige Liebesgeschichte, dieser Lissabon-Krimi ist fast wie ein Fado, jener portugiesische Blues, der in den Tavernen der Stadt erklingt.

„Für immer und immer“ wird einer der letzten Bella-Block-Krimis sein. 2016 soll der letzte Film in der Erfolgsreihe ausgestrahlt werden. Hannelore Hoger begründet das Ende so: „Ich bin Schauspielerin und 20 Jahre älter geworden. Ich möchte weiter arbeiten, aber nicht nur eine Rolle spielen. Es war und ist eine interessante Rolle und eine gute Zeit mit renommierten Regisseuren, Kollegen und Autoren zu arbeiten. Doch solange ich es kann, möchte ich mich noch anderen Rollen und Themen zuwenden.“ Gerade hat Hannelore Hoger neben Bruno Ganz in der Neuverfilmung des Jugendbuches „Heidi“ die Großmutter gespielt.

„Für immer und immer“, Sa 20.15 Uhr, ZDF