Hamburg. Zu den kleinen, feinen Perlen des Hamburger Musiklebens zählt die vom Verein ProPiano Hamburg e.V. veranstaltete Reihe der „Apéritif-Konzerte“. Gudrun Parsons, der rührigen Leiterin von ProPiano, kommt das Verdienst zu, als Erste Daniil Trifonov nach Hamburg geholt zu haben, als der heutige Überflieger der Pianistenzunft noch ein Geheimtipp war. Man sollte also dabei gewesen sein, wenn bei ProPiano mal wieder ein unbekannter Name auf dem Programm steht. Zum Auftakt der ProPiano Saison hatte Parsons nun am Mittwoch den Italiener Emanuel Rimoldi ins Bechstein-Zentrum im Chilehaus eingeladen.

Die Akustik dieses Ausstellungsraumes hat ihre Tücken, sie wirkt als akustisches Vergrößerungsglas, was in der Laeiszhalle ein Piano wäre, wirkt hier wie ein Mezzoforte. Noch in der fünften Reihe spürt man die Vibrationen des Klangs. Doch der 28-Jährige bestand den Test unterm Klangmikroskop mit Bravour, die Intimität des Raumes kam seinem Spiel sogar sehr entgehen. Denn der jungenhaft wirkende Rimoldi erwies sich als Meister der Nuance. Mit Bedacht hatte er Nocturnes, Mazurkas sowie die f-Moll-Ballade und die Polonaise-Fantasie von Chopin und Schumanns „Kinderszenen“ aufs Programm gesetzt. Mit hoch differenzierter Anschlagskunst und subtilem Pedalgebrauch modellierte er aus diesen poetischen Charakterstücken perfekt balancierte Skulpturen aus Klang.

Dass der Klangpoet zum Ausgleich Thai Chi praktiziert, wie Parsons in ihrer Anmoderation verriet, passt da bestens in Bild. Doch ganz ohne virtuosen Leistungsnachweis kam auch Rimoldi nicht aus. Zum Höhepunkt stand Liszts Ungarische Rhapsodie Nr. 12 an; und hier allenfalls hätte man sich jenen Schuss Extrovertiertheit gewünscht, der zum Tastenlöwentum nun mal dazugehört.