In den Kammerspielen überzeugt „Unsere Frauen“ mit Mathieu Carrière

Hamburg. Es ist so eine Sache mit der Männerfreundschaft. Sie muss Wesensunterschieden ebenso standhalten wie der Geschmacksfrage, ob man nun lebende oder nur tote Chansonniers schätzt. Bei den drei durchaus unterschiedlichen Freunden Paul, Max und Simon stehen mehr als nur 30 Jahre gemeinsamen Kartenspiels im Angesicht einer Frauenleiche auf dem Prüfstand.

Nach dem Erfolg der Bühnenadaption „Ziemlich beste Freunde“ erweist sich die erneute Verpflichtung des französischen Regisseurs Jean-Claude Berutti als wahrer Glücksgriff für die Kammerspiele. Die Uraufführung des Konversationsstückes „Unsere Frauen“ (Nos Femmes) von Eric Assous lieferte schon dem Théâtre de Paris mit Daniel Auteuil und Richard Berry einen Erfolg, der sich nun in Hamburg aufs schönste fortsetzt. Dank eines intelligent unterhaltenden Stoffes, einer pointierten Regie, die auf Tempo setzt und erstklassiger Darsteller.

Heiter und intelligent verhandelt das Stück Freundschaft und Selbstbetrug

Eigentlich will das Freundestrio den Abend mit Kartenspiel verbringen, in der halbleeren Wohnung des Radiologen Max (Dieter Laser) kommen aber schon während des Wartens Beziehungsscharmützel ans Licht. Max’ Freundin ist vorübergehend ausgezogen. Die Ehe des Allgemeinmediziners Paul (Mathieu Carrière) ist in Sprachlosigkeit erstarrt. Als der dritte im Bunde, Großfriseur Simon (Ulrich Bähnk), betrunken hereinschneit und behauptet seine nervtötende Gattin erwürgt zu haben, ist es mit der etwas kargen Gemütlichkeit der Loftwohnung (Bühne: Rudy Sabounghi) vorbei. Mit einer Überdosis Beruhigungsmittel in Tiefschlaf versetzt, lässt der schuldig Gewordene den beiden anderen Zeit genug, das Desaster auszudiskutieren. Und da steht Paul zunächst unerschütterlich und bereit zur Alibi-Lüge zu Simon, während Max sich an den Schatten seiner Vergangenheit abarbeitet, bis sich das Spiel dreht.

Diesen Darstellern zuzusehen, ist die pure Freude. Dem elegant über die Küchenzeile tänzelnden und expressiv gestikulierenden Dieter Laser, dem erstaunlich zurückgenommenen Mathieu Carrière und dem erfrischend uneitlen Ulrich Bähnk mit grauer Stehfrisur. Zu dritt fackeln sie ein komödiantisches Feuer ab. Und schaffen es, dabei noch glaubhaft über Freundschaft, Selbstbetrug und Selbsterkenntnis zu räsonnieren. Am Ende steht die Erkenntnis: „Man kennt einen Menschen nur bis zu einem gewissen Punkt.“ In diesem Sinne. Ein Hoch auf die Freundschaft und das Theater.

„Unsere Frauen“ Termine bis 20.12., Hamburger Kammerspiele, Hartungstr. 9-11, Karten T. 413 34 40