In Lars Beckers urkomischer ZDF-Komödie „Wir machen durch bis morgen früh“ läuft ein Wochenende komplett aus dem Ruder. Für die Männer wie für ihre Frauen

Melanie Struttmann kommt von der Fliese. Sie kennt sich mit Kacheln und Keramik viel besser aus als ihr Mann Ali, der in den Familienbetrieb nur eingeheiratet hat. Melanie weiß, wie der Laden läuft, delegieren ist nicht so ihre Sache. Als zwei Freundinnen sie zu einem Wochenendtrip nach Salzburg überreden, fällt es ihr schwer, Ali und Söhnchen Bobby allein in Hamburg zurückzulassen. Zum Glück gibt es ja Post-its, auf denen sie Ali jeden Handgriff im Haushalt als Memo an den Kühlschrank kleben kann. „Ich kann Melanies Verhalten gut nachvollziehen“, sagt Heike Makatsch, selbst Mutter von zwei Kindern. „In mir steckt auch zuweilen ein Kontrollfreak, und ich habe das Loslassen teilweise etwas verlernt.“ Makatsch spielt Melanie Struttmann in Lars Beckers neuester Komödie „Wir machen durch bis morgen früh“.

„Nachdem ich zuletzt viele historische und dramatische Stoffe gedreht habe, hatte ich mal wieder Lust auf eine Komödie“, erzählt die Schauspielerin, deren Karriere vor zwanzig Jahren beim Musiksender Viva begonnen hat. Nach „Das Gelbe vom Ei“ und „Schade um das schöne Geld“ ist es bereits ihre dritte Zusammenarbeit mit dem Hamburger Regisseur. „Die Geschichte überschlägt sich mit Slapstick-Kapriolen, der Ball ist nicht mehr aufzuhalten. Das fand ich an Beckers Drehbuch aufregend. Ich liebe auch die Szenen mit den Jungs“, sagt sie und verzieht das Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Die Jungs“ sind ihre Kollegen Fahri Yardim (in der Rolle des Ali), Matthias Koeberlin (Mike Schulz), Tristan Seith (Hakan Tütüncü) und Maximilian Simonischek (Georgie Wummer).

Alis Freunde wollen mit ihrem Kumpel mal so richtig einen draufmachen, während ihre Frauen für ein Wellness-Wochenende die Stadt verlassen. Doch Ali ziert sich, weil er ja für den kleinen Bobby sorgen muss. Außerdem fürchtet er den Zorn von Gattin Melanie, wenn er auch nur irgendeine Kleinigkeit vermasselt. Doch ein Bierchen kann man den Freunden nicht abschlagen, und das ist dann auch schon der Beginn eines Schlamassels, der mit der verunglückten Zubereitung von Chili con Carne beginnt, für Alis Kumpels in der Ausnüchterungszelle auf der Davidwache endet – und für ihn selber auf der Bühne in einer Stripshow für Frauen und später mit halb nacktem Spießrutenlaufen über die Große Freiheit.

Beckers Drehbuch setzt in irrem Tempo Gag an Gag, er lässt noch eine Reihe weiterer skurriler Typen aufkreuzen wie die Kiezgröße Rocky Harkensen, urkomisch von Armin Rohde gespielt, oder Melanie Struttmans Vater Rudi „Rosa“ (Peter Heinrich Brix), der zwar im Tutu über den Kiez stöckelt, aber immer noch weiß, wie man eine Fliese an die Wand bekommt.

Nicht nur Alis Wochenende läuft aus dem Ruder. Melanie und ihre Freundinnen Emma (Christina Hecke) und Loretta (Katja Danowski) stranden in Fuhlsbüttel, weil ihr Flug auf den nächsten frühen Morgen verschoben wurde. Da bietet sich ein Mädels-Abend inklusive Karaoke-Singen auf dem Kiez geradezu an. Bei den Szenen in der Thai-Oase und im Safari merkt man den Schauspielerinnen an, wie viel Spaß sie beim Drehen dieser irrwitzigen Nacht hatten. „Ich liebe Karaoke“, sagt Heike Makatsch, „aber es ist auch gefährlich, wenn man die erste Scham überwunden hat. Dann kann ich das Mikro nicht mehr abgeben.“ Wie man es von Lars Becker gewohnt ist, hat er Hamburg und den Kiez wieder erstklassig in Szene gesetzt. Egal, ob in seinen Krimis wie der „Nachtschicht“-Reihe oder in seinen Komödien – er und seine Kameraleute schaffen immer ein besonderes Hamburg-Flair. „Lars ist beim Drehen sehr präzise und lässt nicht locker, deshalb sind seine Filme auch keine Konfektionsware“, sagt Heike Makatsch über ihren Regisseur.

Die gebürtige Düsseldorferin hat sich gefreut, mal wieder in Hamburg drehen zu können. Inzwischen lebt sie mit ihren beiden Kindern und Lebensgefährte Max Schröder in Berlin. Schröder, Musiker bei Tomte, kommt aus Hamburg, außerdem hat Makatsch Mitte der 90er-Jahre in Hamburg die Fernsehsendung „Bravo TV“ moderiert: „Hamburg finde ich schön, aber ich habe niemals den Überblick bekommen, wo eigentlich oben und unten ist. Ich bin dort wohl zu viel Taxi gefahren.“ Das darf sie in „Wir machen durch bis morgen früh“ auch wieder häufig. Dabei geraten sie und auch Ali immer wieder an denselben Taxifahrer, gespielt vom Comedian Tedros Teclebrhan. Er ist Beckers „running gag“ in dieser lustigen Komödie.

„Wir machen durch bis morgen früh“ Mo 27.10., 20.15 Uhr, ZDF