Eine Glosse von Armgard Seegers

„Jodelschule“ heißt Loriots Sketch, in dem Frau Hoppenstedt fürs korrekte Jodeln von „Holleri du dödl di, diri diri dudl dö“ ein Jodeldiplom winkt. „Da hab ich was Eigenes“, freut sie sich, nur um später, im Sketch „Kosakenzipfel“ als „Jodelschnepfe“ verunglimpft zu werden. Selbstständige Frauen müssen leider immer noch mit viel Missgunst rechnen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Der Schweizer Bundesrat hat nun bei der Unesco für das Jodeln den Status eines immateriellen Kulturgutes beantragt. Und als dränge sich das von Bergen umgebene Land nicht mit weiteren Skurrilitäten auf – etwa Chäsfondue (mit Betonung auf der zweiten Silbe) und dem Wäscheaufhängeverbot an Sonntagen – melden sie ihren Umgang mit Lawinengefahr, die Schweizer Alpsaison oder das Winzerfest in Vevey auch als immaterielles Kulturgut von Weltbedeutung an.

Fehlt nur, dass die vielen Rachenlaute der Sprache (gegen die wahrscheinlich Ricola erfunden wurde) oder ein Satz wie „Ich chume de Pfüüsel über“ (zu deutsch: „ich bekomme Schnupfen“) zum Weltkulturerbe erklärt werden.

Unsereins liebt die Schweiz für so praktisch schöne Dinge wie Toblerone, das Taschenmesser mit Korkenzieher oder tolle Uhren. Obwohl man eigentlich schon bei Wilhelm Tell, dem Mann, der seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schießt, hätte nachdenklich werden müssen. Oder? Das jedenfalls fragen Schweizer gern nach jeder Feststellung. Oder?