Von der Theorie in die Rock-’n’-Roll-Praxis: Der Studiengang an der Hamburger Macromedia Hochschule plant derzeit ein Konzert in der Markthalle

Hamburg. „Das Musikbusiness ist schon hart. Da ist es gut, dass wir hier so etwas wie einen Brutkasten haben“, sagt Frederick Webner. Der 22-Jährige trägt Jeans und braune Sneaker zu braunem Pulli. Lässig und dezent. Er ist keiner, der künftig auf der Bühne ein Publikum begeistern will. Der junge Hamburger möchte in der Pop-Branche in der zweiten Reihe agieren. Im Hintergrund die Fäden ziehen. Planen, kommunizieren, netzwerken. Zu diesem Zweck studiert er an der Macromedia Hochschule mitten in der City den Schwerpunkt Musikmanagement.

Um in sieben Semestern zum Bachelor-Abschluss zu gelangen, gilt es jedoch nicht nur, Grundlagen in Recht, BWL, Marketing und Markenpsychologie, in Verlagswesen und Vertrieb, Musiktheorie und -geschichte zu erlangen. Besonders am Herzen liegt Michael Theede, der den Studiengang als Professor verantwortet, ein hoher Bezug zur Praxis. „Bei uns können sich die Studierenden in einem geschützten Raum erproben und lernen, als Musikmanager fundiert Entscheidungen zu treffen“, sagt Theede, ein agiler Typ im Anzug, der mit Ruhe und zugleich viel Leidenschaft über die Verknüpfung von wissenschaftlichem Denken und Kreativität spricht.

Der 39-Jährige weiß, wovon er redet. Er promovierte nicht nur über „Management und Marketing von Konzerthäusern“, sondern kennt das Geschäft vor allem aus nächster Nähe. Sowohl im Rampenlicht als auch hinter den Kulissen. Als preisgekrönter Pianist ebenso wie als Konzertmanager, etwa beim Schleswig-Holstein Musik Festival. Deshalb schmeißt er sein fünftes Semester auch ins (halbwegs) kalte Wasser. Das Lehrprojekt hat zwar nicht direkt Haifischbecken-Qualität, aber birgt doch schon mehr Turbulenzen als die heimische Badewanne. Die Studierenden erhalten die Aufgabe, ein Konzert von A bis Z eigenständig zu planen.

Welche Spielstätte ist frei? Wer soll auftreten? Welche Zielgruppen gibt es? Was kosten die Tickets? Für den 18. Dezember haben sie nun ein Benefizkonzert in der Markthalle angesetzt, bei dem unter dem Titel Rockmosphere der junge angesagte Bluesmusiker Jesper Munk sowie zwei Newcomer auftreten.

„Wir haben uns in Teams aufgeteilt. Von Künstlerbetreuung bis zum Ablauf in der Spielstätte“, erklärt die 21-jährige Studentin Josephine Haas aus der Finanz-Gruppe. „Es war wichtig, dass wir genug Zeit hatten, um das Konzept auszuarbeiten. Und auch, um überhaupt Künstler zu finden, die bei uns auftreten“, sagt wiederum Michael Marszewski über die Vorbereitungsphase, die im Frühjahr begann. Der 22-Jährige möchte später am liebsten ins individuelle Künstlermanagement einsteigen.

Um Sicherheit zu erlangen beim Schritt von der Theorie in die Praxis, vom Labor in den Rock’n’Roll, besuchten die künftigen Musikmanager Anfang Oktober die Markthalle und erlebten gemeinsam mit Club-Chef Mike Keller von Aufbau über Soundcheck, Kartenkontrolle, Backstage-Geschehen, Auftritt und Abbau alle Elemente eines Konzertes.

Ob Veranstalter wie Karsten Jahnke und Pascal Funke oder Plattenfirmen-Profis wie Bernd Dopp von Warner Music – Theede ist sehr gut darin, Experten aus der Praxis für Diskussionen und Seminare in den Räumen nahe der Alster zu gewinnen. Erst fünf Jahre jung ist der Studiengang an der Macromedia Hochschule, die staatlich anerkannt ist, jedoch in privater Trägerschaft. Das bedeutet auch, dass die Studierenden im Schnitt etwa 4500 Euro Gebühren pro Semester zahlen müssen. Eine satte Investition in die Zukunft. Dafür sind die Jahrgänge mit maximal 20 angehenden Musikmanagern intim klein. „Uns ist individuelle Förderung mit intensivem persönlichen Kontakt äußerst wichtig“, sagt Theede, der davon überzeugt ist, dass seine Absolventen von Klassik bis Heavy Metal einsetzbar sind. Als Vorreiter und Mentor sieht er Hermann Rauhe, der an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater das Fach Kulturmanagement erstmals entwickelte. Und der als großer Musik-Enthusiast bekannt ist. „Der Hauptmotor ist und bleibt, von der Sache begeistert zu sein“, betont Theede. Wie der Funke überspringen kann, zeigt sich auch im Workshop mit den Hamburger Musikmanagern Karin Heinrich und Freddie De Wall. Die Stunde hätte vermutlich allein mit Namedropping von Künstlern gefüllt werden können, mit denen die beiden bereits zusammengearbeitet haben. Udo Lindenberg, Dire Straits, Elton John, The Police, Metallica, Madonna. Doch die zwei erzählen vor allem sehr konkret, wie sie Künstler aus ihrem aktuellen Portfolio, etwa Roger Cicero, zielgerichtet auf dem Markt positionieren.

Positiv beeindruckt zeigen sie sich davon, wie sich die Ausbildung zu ihrem Beruf professionalisiert hat. „Wir waren Quereinsteiger mit kaufmännischer Ausbildung“, erzählt De Wall. Klassisches Learning by doing. Von den „jungen Theoretikern“ erhofft er sich neue Impulse. Eines wünscht sich seine Partnerin Karin Heinrich besonders von der Branche, ob nun Nachwuchs oder alter Hase: „Langen Atem. Auch wenn es bei dem Künstler mal nicht so gut läuft.“

Rockmosphere mit Jesper Munk Do 18.12., 19.30, Markthalle, Tickets zu 14,20 im Vvk.; facebook.com/rockmosphere; www.macromedia-fachhochschule.de