Das eigenarten-Festival zeigt vom 23.10. bis 2.11. Theater, Tanz, Lesungen und Musik

Menschen aus mehr als 180 Nationen leben in Hamburg. Nicht bloß ein Mehr an Not und Problemen, auch ein Mehr an Ideen. Vieles ist global in Bewegung. An Personen, aber auch an Kulturprojekten. Seit dem Jahr 2000 existiert für sie in der Freien und Hansestadt ein Ansprechpartner. Vom 23. Oktober bis 2. November bieten die Organisatoren des interkulturellen eigenarten-Festivals Hamburger Künstlern aus aller Welt bereits zum 15. Mal ein Dach, besser gesagt ein Netz(werk): Mehr als 40 Veranstaltungen sollen mit Theater, Tanz, Performance, Lesung und Ausstellungen anregen. Von der Alfred-Schnittke-Akademie in Altona bis zur Zentralbibliothek sind es 21 Spielorte.

In der Café-Bar die herren simpel am Schulterblatt 75 zeigt die Fotoausschau „Wäscheleine & Co“ (tägl. ab 17 Uhr) die Vielfalt trocknender Wäsche und deren Leinen – längst das Erkennungsmerkmal des eigenarten-Festivals. Bei der Eröffnung am Donnerstag (19.30 Uhr) im Nochtspeicher auf St. Pauli (Eintritt frei, Reservierung erbeten) gibt das Duo Derya Yildirim Kostproben für sein Konzert am Sonntag (20 Uhr) im W3 (Nernstweg 32) – ein Crossover aus traditioneller türkischer Musik und südindischen, afro-brasilianischen Percussion-Klängen.

Afrika und die südafrikanische Sicht zeigen sich in zwei Tanztheaterstücken

In St. Georg öffnen erstmals die „Läden der Poesie“. Die musikalische Wanderlesung führt Freitag ab 18 Uhr von der Glasbrennerei Cactus Glas (Koppel 23) durch zwei weitere Geschäfte – mit Gedichten von Edward Estlin Cummings auf Englisch und Deutsch, deutsch-russischen von Pasternak und Werken des griechischen Autors Kavafis. Im MuT!-Theater (Amandastr. 58) hat am Freitag und Sonnabend (jew. 20 Uhr) inspiriert von Remarques Anti-Kriegs-Roman das Stück „Im Westen immer noch nichts Neues“ als multimedial-perfomative Lesung Premiere. 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg sieht und zieht das Tournee Theater Hamburg bei Nationalstolz, Provokationen und Kämpfen Parallelen zur Ukraine und Syrien.

Afrika wird ebenso wenig ausgeblendet: Das TeatroLibero zeigt am Sonnabend (19 Uhr) Auszüge aus „Mare Nostrum? Aufgenommen. Aufgeschoben. Vermisst“, ein Tanztheater über Flüchtlingsdramen im Mittelmeer. Nach dem Part in der St. Pauli Kirche (Eintritt frei), Ex-Herberge der „Lampedusa-Flüchtlinge“, ist es Sonntag und Montag (je 20 Uhr) in Gänze im Sprechwerk (Klaus-Groth-Str. 23) zu sehen.

In Borgfelde feierte im Vorjahr auch „Afridyssey“ von und mit Jessica Nupen sowie sechs Tänzern Premiere. Ging es damals um Lebenswege afrikanischer Zuwanderer, Identität und Rassismus, konzentriert sich die südafrikanische Choreografin in „Hey Wena! Hey You! Rewoven“ am 1. und 2.11. (20.30 u. 19 Uhr) im Goldbekhaus auf die Illusionen des Lebens und den Faktor Falschheit. Beim Kampf um die nackte Wahrheit unterstützt sie Bathembu Myira. Dass auch dieses Tanztheater politisch ist, gehört zur eigenarten-Vielfalt.

eigenarten – Interkulturelles Festival Hamburg Do 23.10.–So 2.11., 21 Orte, Karten zu 8,- bis 14,- unter T. 43 28 07 67; www.festival-eigenarten.de