Das Überjazz-Festival 2014 kennt drei Tage lang keine Grenzen auf Kampnagel

An Blue Note kommt auch das Überjazz-Festival in diesem Jahr nicht vorbei. Vor 75 Jahren gründeten die beiden deutschen jüdischen Exilanten Alfred Lion und Francis Wolff in New York das Label, das in den 50er- und 60er-Jahren zu den stilprägenden Plattenfirmen des Jazz werden sollte. Immer noch ist es die Heimat von vielen außergewöhnlichen Musikern. Die beiden bekanntesten Interpreten, die über den Atlantik an die Elbe kommen, sind der Pianist Robert Glasper und der Sänger José James.

Blue Note hat in seiner langen Geschichte immer wieder jungen Talenten eine Chance gegeben und eine riesige Phalanx von Musikern unter Vertrag genommen, die Talent und Klasse hatten und sich auf dem Label entwickeln konnten. Aktuell treffen diese Merkmale auf die beiden Trompeter Ambrose Akinmusire und Takuya Kuroda zu. Akinmusire gilt als der US-Jazztrompeter der Stunde. Er wird zusammen mit einem Streichquartett des Ensemble Resonanz und dem Hamburger Saxofonisten und Flötisten Gabriel Coburger auftreten. Kuroda war jahrelang Mitglied in José James’ Band, er hat in diesem Jahr unter seinem Namen sein erstes Album auf Blue Note veröffentlicht. Mit der jungen Pianistin Julia Kadel präsentiert das US-Label auf Kampnagel auch eine spannende Künstlerin aus Deutschland.

Jazz-Festivals präsentieren schon seit vielen Jahren nicht mehr den Jazz in seiner reinen Form. Schon mit der Entwicklung des Free Jazz in den 60er-Jahren wurden die Grenzen in die Kulturen verschiedener Erdteile und Völker geöffnet. Mit Ebo Taylor kommt ein Veteran des ghanaischen Highlife-Sounds nach Hamburg. Der Sänger und Gitarrist ist bereits 78 Jahre alt, 2010 hat er sich nach 30-jähriger Pause zu einem Comeback überreden lassen, seine Mischung aus Funk, Jazz und Afrobeat ist erstklassige Tanzmusik.

Musik an der Grenze zum Stillstand spielt Bohren & der Club of Gore. Das Kollektiv aus Mülheim/Ruhr hat sich von einer Heavy-Metal-Band zu einer Combo weiterentwickelt, die Ambient, Jazz und Doom-Metal miteinander verschmilzt und meditative Stimmungen kreiert. Auch der Hamburger Avantgardist Felix Kubin ist in diesem Jahr zusammen mit dem neunköpfigen polnischen Ensemble Mitch & Mitch beim Überjazz vertreten. Musikalischer Irrsinn ist hier ebenso garantiert wie bei Jacques Palmingers 440 HZ Trio. Der dritte Festivaltag (Sonntag) steht ganz im Zeichen des fortschrittlichen Hip-Hop. Shabazz Palaces heißt ein Projekt des Rappers Ishmael Butler und des Produzenten Tendai Maraire, die aus Seattle stammen und schwere spacige Beats abfeuern. Beim Überjazz sind offene Ohren gefordert. Wer sie besitzt, darf auf Reisen in unbekannte Klanggefilde hoffen.

Überjazz Fr/Sa 24./25.10, jeweils 19.30, So 26.10., 20.30, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Karten: 39,90 (1-Tagesticket), 68,90 (2 Tage), 92,90 (3 Tage), www.ueberjazz.de