Das schwarzhumorige Drama „Am Sonntag bist du tot“ übertreibt es stilistisch

Katholisch zu sein hat einen entscheidenden Vorteil: Man sündigt, man beichtet, man bereut und ein paar Vaterunser später ist alles vergeben. Soweit das Klischee. Doch was, wenn der Sünder gar nicht willens ist zur Buße, sondern auf Rache sinnt? Wenn sich Opfer- und Täterrolle vertauschen?

Um nichts weniger als eine Rehabilitation des katholischen Priesterstands geht es in „Am Sonntag bist du tot“, dem zweiten Projekt des Duos John Michael McDonagh (Regie) und Brendan Gleeson (Hauptdarsteller), die bereits bei „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“ das Image eines Berufsstands ins rechte Licht rücken wollten. Im Nachfolger „Am Sonntag bist du tot“ versuchen sie nun, die Figur des Pfarrers aus dem Morast von Missbrauchs- und Mafiaskandalen zu befreien und als guten Menschen darzustellen, der aus seinen eigenen Fehlern gelernt hat und sich gegen die Verlogenheit seiner Kirche stellt.

Gleich zu Beginn des Films nimmt Pater James Lavelle in seiner Kirche die Beichte ab, doch der Unbekannte im Beichtstuhl spricht aus, was lange unsagbar war. Seit seinem siebten Lebensjahr sei er von einem Priester sexuell misshandelt worden, fünf Jahre lang habe er gelitten und geblutet. Der Peiniger ist lange tot. Doch das Opfer findet es sowieso viel eindrucksvoller, jetzt einen unschuldigen Pfarrer zu bestrafen, sozusagen als Stellvertreter. Also kündigt der Beichtende an, den Pfarrer zu töten, gerade weil dieser eine weiße Weste hat, lässt ihm aber noch eine Woche Zeit, alles Notwendige zu regeln.

Statt den Mann zu konfrontieren oder die Polizei einzuschalten, erträgt der Priester sein Schicksal, hält bibeltreu auch die andere Wange hin. Und so verbringt er, in früherem Leben Bulle, Gangster und nun Vater einer erwachsenen, aber suizidalen Tochter, seine vermeintlich letzten Tage damit, die Sünden der Welt auf seinen Schultern zu tragen und Abschied zu nehmen.

An Aufklärung wie zuletzt in „Philomena“ ist der Film nicht interessiert, ihm geht es um die Rehabilitation des Individuums. Schon bei „The Guard“ nutzte McDonagh den Exportschlager schwarzer Humor und die expressive Landschaft, um seine Geschichte zu erzählen und stolperte dabei über das bewusst Pittoreske, das ausgestellt Schräge. Und wer sich im perfekt inszenierten Gottesdienst schnell manipuliert und erstickt fühlt, tut das auch hier. Ob man beichtet oder nicht.

++--- „Am Sonntag bist du tot“ IRL/GB 2014, 100 Min., ab 16 J., R: John Michael McDonagh, D: Brendan Gleeson, Kelly Reilyy, Chris O’Dowd, täglich im Abaton, Passage, Savoy, UCI Othmarschen Park; www.amsonntagbistdutot.de