Auf die Ostseeinsel Poel entführt Eric Berg seine Leser in „Das Küstengrab“. Saftig ist noch das Grün der Weiden, zart blau spannt sich der Himmel über das flache Land, der Blick geht weit in diesen warmen Septembertagen. Menschen sterben.

Nach seinem großen Erfolg mit „Das Nebelhaus“ ist Berg, der unter seinem eigentlichen Namen Eric Walz historische Romane schreibt, erneut ein atmosphärisch dichter, raffiniert und spannend ersonnener Kriminalroman mit viel norddeutschem Ambiente geglückt. Mit einem Ambiente gleichwohl, das zum Wohlfühlen der definitiv falsche Ort ist.

Erzählt wird die Geschichte der jungen Frau Lea. Während eines Besuches auf ihrer Heimatinsel Poel hat sie einen schweren Autounfall – und kann sich fortan an nichts mehr erinnern, was davor passiert ist. Monate später kehrt Lea, die seit Jahren in Argentinien lebt, nach Poel zurück. Es lässt ihr keine Ruhe, wie es zu dem Unfall kommen konnte, bei dem ihre Schwester sterben musste. Zwar wird Lea von den Freunden aus ihrer alten Clique freundlich aufgenommen – doch was wirklich geschah in jenen vergessenen Tagen auf Poel und vor allem, warum es geschah, das will Lea offenbar niemand erzählen. Auch nicht Pierre, der Arzt, der sich mehr als nur freundschaftlich Leas annimmt.

Wem kann sie noch glauben, wem nicht mehr? Wer verfolgt welche Interessen? Es soll sehr lange dauern, bis Lea dem Geheimnis auf den Grund kommt. Und sie ist dabei weit mehr in die Ereignisse verstrickt, als ihr lieb sein kann.

Es ist eine komplexe Geschichte, die Eric Berg dramaturgisch geschickt gestaffelt hat. Und es ist auch eine Geschichte, die von den Klippen der Freundschaft erzählt, von verlorenen Träumen, von zerplatzten Illusionen. Und davon, was bleibt, wenn die Jugend vergangen ist. In diesem Fall ist es ein großes Erschrecken. Denn die Vergangenheit reicht weit in die Gegenwart hinein. Entfliehen jedenfalls kann man ihr nicht. Auch dann nicht, wenn man sich auf ein verloren wirkendes Eiland in der Ostsee zurückzieht.

Eric Berg: „Das Küstengrab“. Limes Verlag, 414 Seiten, 14,99 EuroEric Berg liest Fr 7.11., 20.30, Hamburger Krimifestival, Kampnagel, Karten zu 12 Euro in allen Heymann Buchhandlungen und unter der HA-Tickethotline T040/30 30 98 98; Infos und Karten im Internet: www.krimifestival-hamburg.de