Hamburg. Irrwitz und Absurditäten führen Regisseurin Andrea Breth und ihr wunderbares Ensemble mit dem Gastspiel „Zwischenfälle“ vom Wiener Burgtheater beim Hamburger Theaterfestival vor. 53 Minidramen von Georges Courteline, Pierre Henri Cami und Daniil Charms in den Jahren zwischen 1880 und 1940 geschrieben, die teils absurde Geschichten vom Ankommen und Abfahren erzählen, die schräge Musiker und Sänger, Tänzer und Ehemänner, Paare und Passanten in ganz und gar surrealistischen bis saukomischen Szenen zeigen. Katastrophen, die schwerelos herunterschnurren, Alltäglichkeiten voller Abgründe und Unsinn. Die Regisseurin lässt ihr traumhaft Akzente setzendes Ensemble in Martin Zehetgrubers Bühne mit Riesenlöchern und Gazevorhang alle Varianten großer komischer Momente spielen: Slapstick, Grotesken, Krimis.

Zwei Männer warten vor einer Tür. Einer redet in einer Fremdsprache auf den anderen ein. Dieser fordert sichtlich genervt von ihm, endlich still zu sein. Doch Peter Simonischek plaudert charmant weiter. Der andere, Roland Koch, brüllt „halt endlich die Klappe“, plappert von seinem eigenen Leid. Er müsse in die Oper, seine Frau – er gestikuliert, wie sie aussieht – will es so. Vier Stunden Geschrei und Langeweile und teuer sei es außerdem. Simonischek lächelt breit. Barbara heiße seine Frau, sagt der andere. Bei diesem Namen stürzt der alte Charmeur in die Tür, hinter der sich Barbara offenbar umzieht. Schluss. Nächste Szene.

Hans-Michael Rehberg, Corinna Kirchhoff, Udo Samel, Elisabeth Orth, Markus Meyer, Gerrit Jansen und Andrea Clausen spielen Verirrte und Verwirrte und damit auch uns alle. Herausragend die sehr wandlungsfähige Johanna Wokalek, die als Braut oder knalldoofe Ehefrau in der Hochzeitsnacht mit ihrer Mutter telefonieren will. Zum Seufzen komisch.