Dortmund. Am Anfang stand ein Schock, jedenfalls für viele deutsche Heavy-Metal-Fans. Praktisch über Nacht verließen vor einigen Monaten mehr als ein Dutzend Redakteure – darunter Chefredakteur Götz Kühnemund – und langjährige freie Mitarbeiter das Metal-Magazin „Rock Hard“, seit mehr als drei Jahrzehnten eine Institution. Differenzen über die künftige Ausrichtung des Blattes und wohl auch wirtschaftliche Probleme hatten zur Trennung geführt. Sehr emotionale Diskussionen in sozialen Netzwerken folgten, schnell war klar, dass viele „Rock Hard“-Leser auf die bewährten Autoren nicht verzichten wollten und sich ein neues Magazin als Print-Heimat wünschten.

Ergebnis ist „Deaf Forever“, das erstmals Anfang August erschien und dessen zweite Ausgabe nun vorliegt. Chefredakteur ist Götz Kühnemund, zur Redaktion gehören die aus „Rock Hard“-Zeiten bestens bekannten Szeneveteranen Wolf-Rüdiger Mühlmann, Andreas Himmelstein, Frank Albrecht und Jakob Kranz.

Von den Reaktionen der Leser sind sie alle überwältigt. „Wir hatten schon 1000 Abos, bevor das erste Heft überhaupt raus war“, berichtet Mühlmann stolz und verweist auf eine verkaufte Auflage im fünfstelligen Bereich – für ein solches Special-Interest-Magazin ein großer Erfolg. Das Konzept des Hefts: Heavy-Metal-Leidenschaft pur, keine kommerziellen Kompromisse, dafür Geschichten, die anderswo so nicht zu lesen sind. In der aktuellen Ausgabe bedeutet das u. a. ein 24-seitiges Special über Doom-Metal, Porträts von Plattensammlern, die Rubrik „Kutte des Monats“, in der die jeweils spektakulärste, mit Aufnähern übersäte Jeansweste gezeigt wird, oder die ausführliche (zehn Seiten!) Berichterstattung zum „Party-San Open Air“. „Wir fühlen uns nicht in der Chronistenpflicht“, sagt Mühlmann, wir machen nur, worauf wir wirklich Bock haben.“ Etwa in Ausgabe zwei eine Flexi-Disc (eine biegsame Schallplatte) statt der sonst üblichen CD als Beigabe.

Überhaupt ist „Deaf Forever“ angenehm konservativ. Homepage und Facebook-Seite sollen das zunächst im Zweimonatsrhythmus erscheinende Magazin lediglich bewerben, aber nicht ersetzen, eine App schließen die Macher kategorisch aus. „Wir wollen nicht auf 1000 Hochzeiten tanzen“, erklärt Mühlmann und fügt hinzu: „Es gibt nichts Schöneres als Print.“ Womit er vermutlich vielen Lesern aus der Seele spricht. Es scheint, als habe ein großer Teil der deutschen Heavy-Metal-Szene eine neue Heimat gefunden.

„Deaf Forever“, 140 Seiten, 5,90 Euro

Internet: www.deaf-forever.de