Hamburg . Sprechtheater gibt es selten zu sehen auf Kampnagel, wenn, dann hat es erfreulich experimentellen Charakter. Regisseur Ulrich Rasche, Schüler des Theaterästheten Bob Wilson, gastierte mit einem Stück von Nis-Momme Stockmann. „Die kosmische Oktave“ will Gegenwartsbeschreibung sein und sich zugleich Goethes „Wahlverwandtschaften“ aneignen. Als würden sie einen Berg erklimmen, erwandern sich die zwischen Berlin und Stuttgart gecasteten, erstklassigen Darsteller mehrere Laufbänder. Eigentlicher Hauptakteur ist die Sprache, die hier vor allem bei Toni Jessen oder Bettina Hoppe irrlichternd zu funkeln beginnt.

Jessen als egomanischer Autor, der Widersprüchliches über die Liebe kundtut. Und Hoppe als seine kühl analysierende Freundin, die sich mit ihm in einen Schlagabtausch steigert und am Ende einfach die Tür von außen zuzieht mit den Worten, er wisse gar nichts über Liebe und statt zu schreiben, solle er doch einfach mal die Fresse halten.

Das ist ein großer Moment in diesem oft enervierend selbstreferenziellen und in seiner szenischen Wiederholung ermüdenden Abend, an dem mitunter nur die wundervolle Musik von Ari Benjamin Meyers Erleichterung verschafft. In allzu großer Schlichtheit schildert Stockmann das Trauma, von der nach Selbstverwirklichung strebenden Mutter zurückgelassen worden zu sein. Immerhin, der Schmerz über eine abgeklärte Gesellschaft und erstarrte bürgerliche Beziehungsformen lässt in seinem unverhofften Pathos die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit umso größer aufscheinen.