Hamburg. „Nähe“ steht auf den Programmzetteln des Theaters das Zimmer. Eine Rampe gibt es in dem neu eröffneten Theater an der Washingtonallee nicht, die Zuschauer sitzen auf der Spielfläche und einer kleinen Empore. Hautnah konnten sie am Wochenende die Auftaktpremiere erleben, bei der Sandra Kiefer und Jan Holtappels zwei Menschen spielen, die zufällig aufeinandertreffen und ein Gespräch beginnen. „Tagträumer“ heißt das Stück des amerikanischen Schriftstellers William Mastrosimone. Die Geschichten der Frau sind von Melancholie und Trauer geprägt, die Kommentare des Mannes dagegen sind zynisch und zotig. Obwohl sie ununterbrochen miteinander reden, schaffen sie es nicht, sich kennenzulernen. Nie weiß man, ob ihre Storys der Wahrheit entsprechen, die Figuren bleiben geheimnisvoll.

Kiefer und Holtappels, die zusammen mit Regisseur Jan Ceglecki in Zukunft das Theater das Zimmer bespielen werden, zeigen sich als versierte Schauspieler. Sie besitzen viel Sprachgefühl und loten die Einsamkeit ihrer Figuren nuanciert aus. In dem Theaterraum bedarf es eines sehr genauen Spiels, denn jede kleine Geste, jedes Augenzwinkern wird vom Publikum registriert. Die Akteure lösen diese Aufgabe mit Bravour und nehmen ihr Publikum mit in einen Strudel aus Träumen, Verletzungen und Eifersüchteleien. In dem zweistündigen Stück haben Kiefer und Holtappels eine Menge Text zu bewältigen, denn Mastrosimones Stück neigt manchmal zur redundanten Geschwätzigkeit. Am Ende gab es viel Beifall für diesen gelungen Einstand.

Nächste Termine 7./8.11.