Lena Oehmsen thematisiert in der Ausstellung „Von der Ferne“ eine gewandelte Reisefotografie

Hamburg. Alle Urlaubsbilder gleichen einander. Meistens jedenfalls. Strahlende Menschen, schön in Szene gesetzte Bauwerke. Die Neuen Medien haben auch die Erinnerungs- und Reisekultur entscheidend verändert. Für ihre Serie „Eiffelturm“ hat die Hamburger Künstlerin Lena Oehmsen aus einer Bilderflut auf Google Maps Fotos der meistfotografierten Sehenswürdigkeit ausgewählt, gesammelt, archiviert und zu analogen Tableaus aufbereitet.

Es sind Ansichten bei Nacht, vor wolkenlosem Himmel, mit Straßenlatrnen. Manche auch mit malerisch ins Bild ragenden Baumästen und blühenden Sträuchern. Nur der Eiffelturm selbst ist nicht zu sehen, von ihm ist lediglich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven ein ausgeschnittener weißer Umriss geblieben. Eine Leerstelle.

Das Internet ist geflutet von Reisefotografien, mit denen sich Menschen weltweit malerisch vor Sehenswürdigkeiten ihrer selbst vergewissern und ihren privaten Umkreis daran teilhaben lassen. Aber erst das Posten, das Teilen im Netz, sorgt im 21. Jahrhundert für eine vollständige Bewahrung der Erinnerung und Dokumentation.

Zu sehen sind die clever und humorvoll konzipierten Arbeiten Lena Oehmsens derzeit in ihrer Einzelausstellung „Von der Ferne“ im Einstellungsraum in Wandsbek.

Die 1983 in Hamburg geborene Künstlerin hat sich nach Studienaufenthalten in Dortmund und Toronto in ihren stark konzeptionellen Arbeiten bereits mehrfach mit Aspekten von Fotografie, Archivierung und digitalen Kommunikationsformen beschäftigt. „Von der Ferne“ ist die dritte Einzelausstellung der mehrfach mit Preisen bedachten Künstlerin.

Für die Arbeit „SF>LA>NY (eine Reise in 72 Bildern)“ im Keller der Galerie hat Lena Oehmsen Statusmeldungen eines US-Roadtrips von San Francisco über Los Angeles nach New York per Schreibmaschine auf Karteikarten geschrieben, abfotografiert und in Dias angelegt. Die Bilder zu Texten wie „On the Road again“ kann sich der Betrachter dazudenken. Manchmal bestehen die Texte auch nur aus zwei Worten.

Von Reiseerinnerungen erzählen auch die Dias einer weiteren Installation im so genannten Kriechkeller des Einstellungsraums. In „Ferne“ kann der Besucher aufgereihte Urlaubsdias herkömmlich in einem Diaschuber betrachten. Eine schöne Gelegenheit, unsere Reisegewohnheiten zu reflektieren.

Lena Oehmsen: „Von der Ferne“, Einstellungsraum, Wandsbeker Chaussee 11, bis 10.10., Do/Fr jew. geöffnet 17.00 bis 20.00; www.einstellungsraum.de