Lautstarker Saisonauftakt mit Gustav Holsts „The Planets“ und „Zarathustra“ von Strauss

Hamburg. Der Termin der Saisoneröffnung der Hamburger Symphoniker lag denkbar knapp vor dem gestrigen Herbstäquinoktium, da Tag und Nacht sich in ihrer Dauer exakt gleichen. Das wäre kaum erwähnenswert, hätte sich das Orchester anlässlich seiner Rückkehr ins Konzertgeschehen nach der Sommerpause nicht seinerseits weit ins Planetarische hinausgewagt. Gustav Holsts Suite „The Planets“ galt der zweite Teil des mit voller Kraft genommenen Abends, dessen zeitlich schlankere erste Hälfte einer ähnlich üppig orchestrierten Komposition galt, der sinfonischen Dichtung „Also sprach Zarathustra“ von Richard Strauss.

Mit deren Anfang, dem „Sonnenaufgang“, schrieb Strauss wenn schon nicht Musik-, so doch Filmgeschichte. Im kollektiven Gedächtnis ist er untrennbar verbunden mit der Eingangssequenz von Stanley Kubricks „2001: A Space Odyssey“. Der Rest aber blieb ein Fall für Konzertsäle und Orchester, die mit Kirchenorgel und großem Besteck dem Publikum einen an dramatischen Ausbrüchen reichen Hörfilm bereiten wollen. Selten klingt Strauss titanischer als hier, und wer weit vorn im Saal saß, dem dürften noch in der Pause die Ohren gesirrt haben von all dem Blech, den sechs Hörnern und den allzeit zum Aufbrausen bereiten Streichern. Nur die Kontrabässe wirkten in ihren exponierten Stellen etwas zaghaft.

Holsts „Planeten“ (1920) ziehen mit dem im 5/4-Takt durchgeschlagenen Porträt des Mars erst mal auf wahrlich martialische Art ihre Bahn. Was stellenweise so grimmig, klirrend und widerständig beginnt wie ein vorweggenommener Schostakowitsch, entfaltet in den folgenden Orchestergemälden eine überraschende Vielfalt an musikgeschichtlichen Bezügen. In diesem Werk, dem einzigen, das heute mit Holst assoziiert wird, klingen Hollywood und Disneyfilme ebenso prophetisch an wie der Minimalismus der 60er-Jahre; manche Passagen scheinen gar ihre Spuren im Wirken britischer Art-Rock-Bands wie King Crimson und selbst noch Pink Floyd hinterlassen zu haben. Dem kollektiv wie solistisch reich geforderten Orchester gelang die Expedition ins Außerirdische recht überzeugend. Dass dieser Konzert-Exot nicht mit derselben inwendigen Souveränität rüberkam wie Kernrepertoire, war klar – und ein bisschen schade. Jeffrey Tate lotste sein Orchester gewohnt sicher zu den fernen Sternen.