Irgendwer trifft irgendwen und redet mit ihm oder ihr über irgendwas. Im Prinzip das simpelste TV-Strickmuster seit der Entdeckung des Testbilds. Aber warum soll mich das interessieren, weil doch auf allen Kanälen ständig gefaselt wird? Wenn die Fragerin Sabine Heinrich heißt, sieht die Sache etwas anders aus. Sabine Heinrich – im NDR-Sendegebiet muss man es leider immer noch hinzufügen –, das ist die sympathisch skrupellose Frau mit einer sehr präsenten Zahnlücke, die 2010 den Eurovisions-Vorentscheid mitmoderierte. Eine tolle Radiofachkraft, eine, die schlagfertiger ist, als es ängstlichen Programmplanern ins Quotenkonzept passt. Schön, dass der WDR ihr neben den „1Live“-Sendungen noch eine Spielwiese spendierte: „Frau Heinrich kommt“. Vier Folgen, aber immerhin.

Dort hinfahren, wo der Prominente ihrer Wahl lebt, für einen Tag, und Fragen fragen, die sich andere verkneifen. Anke Engelke kann das, Bettina Rust kann das. Quote machen sie, klar, damit nicht. Aber Spaß. Und da die publikumslose ARD-Abspielstation Einsfestival den Hamburg-Besuch bei Hubertus Meyer-Burkhardt am Dienstag um 2.45 Uhr wegsendete, bleibt nur der Klick in die Mediathek, um von Frau Heinrich eine lustige Dreiviertelstunde bestens überrascht zu werden. Mit dem ARD-Wetterfrosch Sven Plöger wanderte Frau Heinrich übrigens in Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Auch nett, aber danke nein. Denn Meyer-Burkhardt, selbst ein gewiefter Fragenraushauer, verrät, geschickt ausmanövriert, schon in den ersten Minuten viel Schönes über sich.

Der erste Lieblingsort ist das Atelier seines Maßschneiders, und als Frau Heinrich Herrn Meyer-Burkhardt wegen seiner Liebe für schöne Stoffe fragt, ob er schon mal ein Kleid angezogen habe, fällt selbst ihm nichts ein. Nach einem kurzen Abstecher ins Ernst-Deutsch-Theater geht es in HMBs Zweitwohnzimmer, den Winterhuder Italiener La Bruschetta. „Wenn ich sterbe, geht der pleite“, erklärt HMB schon beim Betreten. Und wenig später stellt ihm Frau Heinrich, die beiden sind dank Weißweins beim Du angelangt, die zweite Kracherfrage: „Bist du eigentlich gut in Liebe?“ Nach dieser amtlichen Mittagstischbetankung wankt Frau Heinrich selig grinsend aus dem Ristorante und wünscht sich, so als Touristin aus Köln, einen Reeperbahnbummel am helllichten Tag. Viel zu sehen bekommt sie deswegen zwar nicht, aber dafür spendiert ihr Hubertus vor der Rückreise nach Köln noch eine Portion Versonnenheit am Elbufer. Und beim Abschied denkt man sich: Schade, kann gern bald wiederkommen.

An dieser Stelle schreiben Joachim Mischke und Alexander Josefowicz im wöchentlichen Wechsel über die Welt des Fernsehens