„Ich war schockiert“, sagte Herbert Grönemeyer über den viel diskutierten Weg der irischen Rockband U2, ihr neues Album über iTunes, die Musikplattform der Firma Apple, zu verschenken. Grönemeyer war als prominenter Redner am Donnerstag bei der Reeperbahn-Festival-Konferenz zu Gast im Schmidt Theater auf St. Pauli. Der 58 Jahre alte Musiker zeigte sich im Gespräch mit Moderator Steve Blame gut gelaunt, aber auch provokant. Einige aktuelle Entwicklungen der Popbranche kritisierte er heftig.

Die Entscheidung von U2, ihre Songs kostenlos freizugeben, sei „respektlos all jenen gegenüber, die sich abarbeiten, um etwas Schönes zu schaffen. Und die damit ihren Lebensunterhalt verdienen möchten.“ Grönemeyer appellierte: „Wir müssen den Menschen wieder deutlich machen, dass Musik einen Wert hat!“ Dies gelte auch für Streaming-Dienste, die seiner Ansicht nach viel zu günstig seien. „Das ist ja so, als wenn ich 10 Euro zahle und dann dafür in jedem Hamburger Restaurant so viel essen kann, wie ich möchte“, sagte er.

„Dauernd jetzt“, sein am 21.November erscheinendes Album, „wird nicht gestreamt“, verkündete er. Grönemeyer, selbst Chef der Plattenfirma Grönland Records, forderte vor allem große Labels auf, Künstler langfristig aufzubauen, ihnen faire Verträge und ein gutes Management zu bieten.

Bei ihm selbst sei erst das fünfte Album erfolgreich gewesen. „Heute unvorstellbar!“, sagte er und erläuterte: „Künstler sind empfindliche Pflanzen. Sie müssen langsam wachsen können.“