ProSieben zeigt von diesem Montag an die 25. Staffel der „Simpsons“, und ein Ende der Erfolgsserie ist nicht in Sicht

Hamburg. Es gibt nicht viele Elemente der Popkultur, die heutige Teenager mit denen verbinden, deren Pubertät schon zwei Jahrzehnte oder länger zurückliegt. Musikalisch kann man sich nur selten einigen, die Stars der Generation YouTube erscheinen den Älteren fremd und merkwürdig. Genauso fremd und merkwürdig, wie die Helden der länger zurückliegenden Kindheit oftmals in der Gegenwart wirken. Zu dem Wenigen, auf das man sich mit großer Sicherheit einigen kann, gehört eine gelbe Cartoon-Familie, die seit 25 Jahren über die Fernsehschirme flimmert: „Die Simpsons“.

Aus Anlass des Geburtstags zeigt ProSieben die 25. Staffel von diesem Montag an als deutsche Erstausstrahlung in der Primetime, widmet in dieser Woche während der regulären „Simpsons“-Sendezeit um kurz nach sechs jedem Familienmitglied zwei ausgewählte Folgen und beendet das gelbe Treiben am Freitag mit „Die Simpsons – Der Film“.

Die Eskapaden von Homer, Bart, Marge, Lisa und Maggie, von Barmann Moe Szyslak, Kraftwerkbesitzer Montgomery Burns und all den anderen öfter und seltener auftretenden Charakteren, die die Stadt Springfield bevölkern, sie bringen Jung und Nicht-mehr-ganz-so-jung gleichermaßen zum Lachen. Als 1991 die ersten Folgen in Deutschland (im ZDF, nicht etwa im noch jungen Privatfernsehen) zu sehen waren, lief jenseits des Atlantiks bereits die dritte Staffel. Die Figuren waren noch deutlich gröber gezeichnet als heute, fanden aber schnell ein treues Publikum. Doch dass es bis zum heutigen Tag mehr als 550 Episoden in 25 Staffeln werden würden, war da trotz Traumquoten beim Heimatsender Fox wohl weder den Verantwortlichen noch den Zuschauern klar. Ein Ende ist nicht abzusehen, die 26. Staffel beginnt noch im September in den USA. 2014 haben die dysfunktionalen Simpsons sogar „Familie Feuerstein“ als am längsten laufende Trickfilmserie überholt, Homers Ausruf „D’oh!“ (im Deutschen: „Nein!“) steht in englischen Wörterbüchern, und das charakteristische Brummen von Mutter Marge ist zum universellen Ausdruck des Missfallens avanciert.

Der Erfolg über ein Vierteljahrhundert hinweg, er beruht auf verschiedenen Punkten: Die Mischung aus Slapstick und gesellschaftskritischem Kommentar spielt sicherlich eine Rolle. Der eine amüsiert sich über die farcehaften Ausfälle von Homer, über Spielplatzquälgeist Nelson oder den grenzdebilen Ralph. Der andere freut sich über Seitenhiebe auf Konservatismus, auf Gutmenschentum und so ziemlich alle anderen Auswüchse des Zeitgeistes.

Lisa hat viele Verehrer, Bart ist ein Mephisto im Westentaschenformat

Außerdem fungieren die Figuren als wunderbare Blitzableiter. Mancher mag sich Homer insgeheim verbunden fühlen, dieser Inkarnation von „dumm, aber glücklich“, der sich vor jeder Verantwortung drückt, außer Fressen und Saufen nicht viel im Sinn hat und trotzdem immer wieder auf die Füße fällt. Das Leben könnte so einfach sein. Lisa, die ewig wohlmeinende, hochintelligente Streberin, die am Ende des Tages entweder ihren Vater, ihren Bruder oder gleich die ganze Stadt aus dem neuesten Schildbürgerstreich herauspauken muss, hat vermutlich ebenfalls eine Menge Verehrer: Wer Buddhismus, Vegetarismus und allgemeine Freundlichkeit gegen Widerstände, wie sie Lisa begegnen, verteidigt, der ist ja auch bewundernswert. Und Bart? Der Mephisto im Westentaschenformat spricht für sich selbst. Wirklich mögen können ihn wohl nur kleine Jungs. Aber manchmal kann man sich das Grinsen über einen besonders elaborierten Streich halt doch nicht verkneifen.

Und dann ist da ja auch noch das gute Gefühl, dass am Ende jeder Folge alles wieder so sein wird wie vorher. Das zerstörte Haus an der 742, Evergreen Terrace wird wieder aufgebaut, die Familie ist wieder in Hassliebe vereint, die kleineren und größeren Katastrophen finden in späteren Episoden meistens nur einen geringen Widerhall, das Grundgerüst bleibt stets erhalten. Überraschungen wie der Tod eines etablierten Nebencharakters wie Lisas Saxofon-Idol Zahnfleischbluter Murphy oder Maude Flanders, Frau des christlichen Nachbarn Ned, sind rar gesät. Zum Jubiläum, so munkelt man, ist ebenfalls mit einem Todesfall zu rechnen. Wenn auch nicht gleich in der ersten Folge, in der Homer zum Terrorverdächtigen nach Vorbild der Serie „Homeland“ wird. Konsequenterweise heißt die Episode „Homerland“. Und Fans dürfen relativ sicher sein, dass sich das Familienoberhaupt auch aus dieser Misere irgendwie befreien wird.

Man kann tatsächlich jahrelang keine Folge mehr gesehen haben und findet sich trotzdem sofort wieder zurecht im Haus der Simpsons. Und falls doch irgendetwas gravierend anders sein sollte als in der Erinnerung, fragt man einfach den Teenie neben sich auf dem Sofa.

„Die Simpsons“ Mo 20.15 Uhr, ProSieben