Das Kabarettduo feiert mit drei Erfolgsprogrammen sein Jubiläum

Polittbüro. Zur Klärung, welches Paar das ältere sei, müssten wohl vergilbte Eintrittskarten hervorgekramt werden. Sei’s drum! Alma Hoppe und Herrchens Frauchen feiern anno 2014 jeweils ihr 30. Jubiläum. Kanzler blieben, gingen vorzeitig und wurden weiblich(er), inzwischen aber bilden diese Hamburger Künstler die dienstältesten Kabarettduos der Republik.

Lisa Politt und Gunter Schmidt, die 1984 als Herrchens Frauchen begannen, den Streit als Bühnenformat zu kultivieren, wollen von diesem Montag an zeigen, womit sie sich so lange so gut gehalten haben. Wer hätte das gedacht, als die Radikalfeministin und der junge Schwule im Tuntenchor aufeinandertrafen? Die Frau mit der lauten Röhre vergaß ihr Anliegen an eine Band, der Mann mit den langen Haaren verlor seine Orientierung.

„Fühlt euch wie zu Hause“, sagen sich Politt und Schmidt bis Sonnabend im Polittbüro in St. Georg. Ihr erstes Stück von 1984, in dem beide ein friedensbewegtes und neurotisches Paar spielen und sie als Ehefrau eines Werbetexters zwanghaft Partyhäppchen zubereitet, sei „eine Messlatte für die eigene Kondition und Aktualität“, meinen sie. Aber die Originalkostüme sollten noch passen.

In der nächsten Woche wird’s noch spannender: Lisa Politt, 2003 und 2005 als bisher einzige Frau mit dem Deutschen Kabarett- und dem Deutschen Kleinkunstpreis ausgezeichnet, schlüpft in ihrem ersten Solo „Marika Rökk und ich – Eine Zwangs-Vorstellung“ noch einmal in die Doppelrolle des bei den Nazis beliebten Ufa-Stars und einer als Emanze gescheiterten Zeitschriftenreporterin. Ein brillante und böse Abrechnung mit den Müttern des Hitler-Faschismus und ihren 68er-Töchtern.

In der prallen und teuren Gegenwart bewegen sich Politt, Schmidt und Co. dann vom 16.9. an in ihrer – trotz des ellenlangen Titels – bisher erfolgreichsten Ensemble-Produktion: „Die 7 Todsünden treffen sich auf der Eröffnungsfeier eines x-beliebigen Großprojektes in einer nicht näher zu bezeichnenden Hansestadt“ von Autor Joachim Zelter hatte 2010 die Vorlage aus der HafenCity aufgegriffen. Faulheit, Stolz, Zorn, Völlerei, Unzucht, Habsucht und Neid treffen hier auf Pleiten, Pech und Pannen, angereichert mit Songs. In der Regie Erik Schäfflers wirkt erneut Jo Jacobs mit. Tommaso Cacciapuoti ersetzt Gustav Peter Wöhler als buckelnden Vorstandreferenten, Jantje Billker ihre Kollegin Karoline Eichhorn als Incognito-Virtuosin auf der Baustelle.

Frei nach dem Prinzip, dass „man von unten nach oben lacht“.

„Fühlt euch wie zu Hause“ Mo 1.–Sa 6.9. „Marika Rökk und ich – ...“ Di 9.–Sa 13.9. „Die 7 Todsünden ...“ Di 16.–Sa 27.9. (außer 21./22.9.), jew. 20.00, Polittbüro (U/S Hbf.), Steindamm 45, Karten zu 15,-/erm. 10,- bzw. 20,-/erm. 15,- unter T. 28 05 54 67; www.polittbuero.de