Ein Kommentar von Katja Engler

Im sogenannten Weimarer Appell haben sich jetzt zwölf große deutsche Bibliotheken und Archive für den Erhalt aller Bücher ausgesprochen, älteren und jüngeren Datums. Anne-Sophie Mutter, Karl Lagerfeld, Helmut Schmidt und Wim Wenders haben bisher den Appell unterzeichnet – gewichtige Namen in der ewigen Schlacht ums Geld.

Im Taumel der Digitalisierung, die viel Strom schluckt und einen großen Strukturwandel nach sich zieht, sind nämlich die echten alten papiernen Bücher, mit mächtigen Einbänden, kunsthistorisch wertvollen Typografien oder Kupferstichen, sind Notenhandschriften, Urkunden, alte Landkarten oder Fotoalben in der Wertschätzung nach hinten gerückt. Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und hat unbestritten viele Vorteile. Sie kann aber nicht als Argument dafür dienen, die Bestände der deutschen Bibliotheken langsam verrotten zu lassen. Und das tun sie, so die Archivare, wenn weiter so wenig Geld für die Bestandserhaltung, für Restaurierung und Sicherung idealer Lagerbedingungen zur Verfügung steht.

Es ist auch keine Dauerlösung, dass Archivare und Bibliotheksleiter jedes Mal, wenn wieder ein wichtiges Werk zu zerfallen droht, Privatleute anpumpen müssen – unter dem zweifelhaften Siegel der „Buchpatenschaft“. Hier muss, wie es gefordert wird, der Bund aktiv werden und ein Programm zum Erhalt des kulturellen Erbes auflegen.