Magische Momente: Am Sonnabend wurde das Bremer Musikfest eröffnet

Bremen. Gute Regisseure wissen, dass manchmal das richtige Licht und etwas Musik schon reichen, um eine Bühne in einen magischen Ort zu verwandeln. Dank exzellenter Musik und wirkungsvoll platzierter Scheinwerfer verwandelt sich alljährlich das Ensemble aus gotischen Kirchen und Renaissancebauten rund um den Bremer Rathausmarkt in eine magische Bühne. Auch die „Große Nachtmusik“ zur Eröffnung des 25. Bremer Musikfestes am vergangenen Sonnabend bot nun wieder ein kleines Wunderland aus 27 Konzerten an neun Spielstätten, durch das der geneigte Besucher sich seinen Weg suchen konnte.

Im großen Art-déco-Saal hinter der Backsteinfassade des Konzerthauses Die Glocke waren in diesem Jahr die Klassikspezialisten von Le Cercle de L’Harmonie zu Gast. Die Franzosen unter der Leitung von Jérémie Rhorer gestalteten Mozarts Noten fein und artikuliert wie einen jugendlich-schlanken Leib aus Musik. Doch selbst solche Qualitäten wurden mühelos überstrahlt von der perfekt fokussierten Stimme und der Phrasierungskunst der jungen Mezzosopranistin Kate Lindsey.

Wie man einen Raum mit Klang erfüllt, bewies das Vokalensemble Vox Luminis

Jordi Savall und sein Ensemble Hespèrion XXI ließen sich im St.-Petri-Dom mit einem demonstrativ völkerverbindenden und kulturphilosophisch hoch ambitioniertem Programm hören. Volksmusik aus dem Balkan und der Levante hatte der Doyen der Alten Musik zu einer musikalischen Pauschalreise zusammengestellt, die zugleich den Kreis des Lebens von der Schöpfung bis zu Tod und Auferstehung durchschritt. Manche Details dieses Ethno-Crossover, wie etwa die verschiedenen Gesangstraditionen, erwiesen sich dabei als sehr reizvoll; die plakativ herausgestellte Botschaft des Ganzen samt des multiethnischen Schlusschors aber verhallte in den Weiten des Gewölbes.

Wie man ebenso effektvoll wie stilsicher einen Raum, der die sichtbaren Narben von Jahrhunderten trägt, mit Klang und Magie erfüllt, bewies das Vokalensemble Vox Luminis in der gotischen Liebfrauenkirche. Aus der Tie- fe der dunklen Apsis heraus eröffneten die Belgier ihr Konzert mit Henry Purcells schmerzlich-expressivem Anthem „Hear my prayer, O Lord“, um dann zur Auferstehung in Thomas Morley Motette „I am the resurrection“ ins Licht zu treten. Vom Seitenschiff sekundierte dazu das Zinken- und Posaunenquartett des Scorpio Collectief.

So verbanden sich der Genius loci, die strenge Gefasstheit der Musik und die rituelle Disziplin der Ausführenden zu einem Moment von besonderer Intensität.