Mehr als 2400 Besucher und friedliche Partystimmung beim Konzert der Beginner in der Roten Flora

Hamburg. Über das Schulterblatt bis in die Juliusstraße zieht sich am frühen Abend die Schlange jener, die auf Einlass in die Rote Flora warten. Seit 25 Jahren ist das Haus in der Schanze autonomes Zentrum, Zankapfel, utopisches Versprechen. Nur zwei Jahre nach der Besetzung des einstigen Theaters gründete sich 1991 die Hip-Hop-Combo Beginner, die das Herz Hamburgs seitdem ebenfalls anders schlagen lässt. Beide, Beginner und Flora, prägen den Beat der Stadt. Manchen gefällt das nicht, anderen umso mehr.

400 Fans haben sich in und mehr als 2000 vor der Flora versammelt, um mit einem Konzert der Beginner am Freitag Jubiläum zu feiern. Im Viertelstundentakt verkünden die Veranstalter über Lautsprecher: „Bleibt entspannt, habt Spaß, achtet aufeinander.“ Und dann immer wieder der Satz: „Wir wollen friedlich feiern.“ Das klappt. Mensch neben Mensch neben Mensch wippt sich warm zu Reggae aus den Boxen, die das akustische Geschehen in der Flora nach draußen übertragen. Beim Vorprogramm Symbiz Sound setzt Regen ein. Bassgewitter hallt von den Häuserwänden wider. Die Leute feiern unter Schirmen. Oder unter freiem Himmel. Nass, aber glücklich.

Eine Projektion von einem der oberen Flora-Fenster auf eine Wand des benachbarten Haus 73 gibt schließlich den Blick frei auf DJ Mad an den Plattentellern. Und auf Denyo sowie Jan Delay, die die Bühne entern, Hände abklatschen, die loslegen an den Mikros. Die drei spielen viele Hits von ihrem legendären Album „Bambule“. „Geht Was“ und „Hammerhart“ etwa. Zu „Füchse“ rappt Samy Deluxe mit. Großer Jubel. Drinnen wogende Körper, Hände, Crowdsurfing. Draußen Gedränge, Küsse, Umarmungen. Schnell bildet sich eine Schneise für einen Rollstuhlfahrer. Nähe ist spürbar.

Jan Delays Solonummer „St. Pauli“ intonieren die Beginner im rauen Remix, dazu wirft Denyo eine riesige Pappklobürste in die Menge. Symbol des Gefahrengebiets. Ganz und gar nicht bedrohlich die Szenen bei „Irgendwie irgendwo irgendwann“. Die Menschen auf dem Schulterblatt singen lautstark im Chor, sie nicken, tanzen und winken im Takt, obwohl die Band sie nicht sehen kann. Kurz vor der Zugabe kommen Delay, Denyo und Mad bei „Liebes Lied“ auf den Balkon der Flora, um sich zu bedanken. „Unser Beat hat boom gemacht / und es hat zoom gemacht“.