Das Label Kampf der Künste feiert sein zehnjähriges Bestehen

Hamburg. In der Ecke stehen sie, die gerahmten Porträts der Protagonisten, um die sich so vieles dreht: der Hamburger Moritz Neumeier, der Münsteraner Andy Strauß und weitere der meist jungen Dichter und Denker. Platz, diese an den Wänden aufzuhängen, bietet sich Jan-Oliver Lange kaum. Seit eineinhalb Jahren hat der 33-Jährige im Karostar-Gebäude am Neuen Kamp mit dem Verein Talent-Kultur ein kleines Büro. Von hier organisiert Lange mit Robert Oschatz unter dem Label Kampf der Künste die erfolgreichste Poetry-Slam-Reihe im Lande.

Mit dem „Startschuss“, einem Best-of, an diesem Sonnabend im Gruenspan geht der Kampf der Künste bereits in seine zehnte Saison. Mit dabei sind der amtierende deutsche Poetry-Slam-Meister Jan Philipp Zymny, der TV-bekannte Torsten Sträter („Satire-Gipfel“, „Extra 3“) und Theresa Hahl.

Von Dienstag bis Sonnabend vergeht kaum ein Tag, an dem der Wettbewerb aus Dichtung (Poetry) und Schlagen (Slam) mitsamt Publikumsjury nicht auf einer der Bühnen der Stadt zu erleben ist. Und der Kampf der Künste, 2005 von Lange und seinem Schulfreund Michel Abdollahi, als fast omnipräsenter Moderator das Gesicht der Reihe, ins Leben gerufen, hat längst auch die Theater erobert. Zweimal pro Spielzeit gastiert der Kampf der Künste im Thalia, viermal im Deutschen Schauspielhaus, elfmal im Jahr mit dem „Best of Poetry Slam“ im Ernst-Deutsch-Theater. „Das ist unser beliebtestes Format“, erzählt Lange. Elfmal in Folge war Deutschlands größtes Privattheater (744 Plätze) dabei ausverkauft.

Lange: „Dass das gesprochene und performte Wort auf Theaterbühnen passt, hatten wir erhofft.“ Wenn auch in dieser Form nicht erwartet. Der Filmtheaterkaufmann erinnert sich, wie er im Juli 2005 seinen ersten Poetry Slam veranstaltet hat: Lange lud zur Late Night ins Ottenser Zeise-Kino. Trotz der bequemen Sessel wollten nur 18 Besucher den sieben Poeten zuhören. Und trotz der Enttäuschung glaubte Lange schon damals an das Format.

Aus Off- wurde Popkultur. Jetzt ist der Kampf der Künste regelmäßig in zwölf Locations der Stadt präsent, vom kleinen MuT!-Theater in Eimsbüttel über den Bunker-Club Uebel & Gefährlich auf St. Pauli bis hin zum riesigen Schauspielhaus. Mit einem entsprechend heterogenen Publikum. „Es ist beim Poetry Slam häufig offener, weil es sich vom Abend überraschen lässt“, hat Lange festgestellt. Auch deshalb kehren Slammer wie der Hamburger Nico Semsrott, der Berliner Marc-Uwe Kling oder Ruhrpott-Poet Sträter, die von der Lese- zur Kabarettbühne gewechselt sind, immer wieder zum Slam zurück.

Was nicht heißt, dass nur satirische oder komische Texte zum Vortrag kommen. Das Alltagsleben der Poeten bietet genug Stoff auch für Romantisches und Melancholisches. Wie zum Beweis hat der Kampf der Künste erstmals ein Buch herausgegeben, die Anthologie „Best of Poetry Slam#1“ mit Texten von 30 Autoren. Auch Moritz Neumeier (mit „Kein scheiß Regenbogen“) und Andy Strauß sind darin verewigt. Der für seine absurden Storys bekannte Strauß hat indes schon sechs Bücher veröffentlicht, sogar Romane ...

„Startschuss“ Sa 30.8., 20 Uhr, Gruenspan, Große Freiheit 58, Karten: 13,10 im Vvk./14,- (Ak.)

„Best of Poetry Slam # 1“ 18,- (Hardcover)/12,- (Paperback); Internet: www.kampf-der-kuenste.de