Hamburg. Sind wir nicht alle nur Rädchen im Getriebe? Aber merken wir es auch? Als Albert Wegelin (Philipp Weggler) sein Büro betreten will, erfährt er, dass dort Verkaufstalent Schinder (Richard Zapf) einziehen soll. Doch Wegelin zeigt Verständnis, es gehe ja ums Wohl der Firma. Sogar als man ihn nach Hause komplimentiert. Nur der Appetit vergeht dem Angestellten.

„Der Mann in der Badewanne oder wie man ein Held wird“, hat Lukas Linder sein Stück genannt. Mögen manche beim Titel an Loriot, andere an einen früheren Ministerpräsidenten denken – hier handelt sich um eine frech inszenierte schwarzhumorige Parabel über Moral und Gerechtigkeit in der Ellenbogen- und Mediengesellschaft. Das Ensemble, bis auf Weggler in Doppel- und Dreifachrollen zu erleben, wurde bei der Premiere im Theater Kontraste in Winterhude zu Recht gefeiert.

Weggler nimmt man den soften und naiven Albert voll ab. Als Sohn wird ihm von seiner dominanten Mutter (sehr stark: Sandra Maria Schöner) mitsamt Umfeld ein Hungerstreik angedichtet. Als ihn noch der Zeitungsreporter Spitz (Zapf), das Fernsehen und ein Politiker (mit „Wowi“-Zitaten: Herbert Schöberl) beim Kampf gegen das Unrecht durch die Maschinerie jagen, dreht sich alles. Ayla Yegener, die nach dem Drama „Das Urteil“ ihre zweite Regie abliefert, und Telse Hand (Ausstattung) lenken mit der Wanne auf Rollen, auf der zunächst eine Holzplatte den Schreibtisch darstellt, und mobilen Lämpchen je nach Situation den Fokus auf die Beteiligten. Nicht nur weil zwei halbe Bockwürste alle möglichen Speisen simulieren, bleibt Albert das ärmste Würstchen.

Dass mit dem Schweizer Autor und der Hamburger Regisseurin, 30 und 31 Jahre alt, zwei junge Menschen das Thema so anpacken und umsetzen, sollte indes auch Älteren Mut machen. Und sei es zu diesem Theaterbesuch.

„Der Mann in der Badewanne ... “ 28.–30.8., 3.9.–30.11., Hudtwalckerstr. 13, T. 48 06 80 80