Sender versucht mit „Promi Big Brother“ den Erfolg des Dschungelcamps zu kopieren

Falls Schadenfreude tatsächlich die reinste Freude sein sollte, dann wartet am Freitagabend ein Festessen für die Seele auf den geneigten Fernsehzuschauer. Denn Sat.1 unternimmt den zweiten Versuch, an den langjährigen Erfolg des RTL-Dschungelcamps anzuknüpfen. Und weil die Idee, Konsonantenprominente in irgendeiner unwegsamen Ecke des Globus abzuwerfen und mit Ekelprüfungen zu quälen, schon besetzt ist, sperrt man sie halt in ein Haus in Köln.

„Promi Big Brother“ konnte in der ersten Auflage vor gut einem Jahr zwar einigermaßen ansehnliche Quoten von durchschnittlich gut zwei Millionen Zuschauern holen. Doch von den Traumzahlen der RTL-Konkurrenz, die im Januar dieses Jahres im Schnitt fast acht Millionen Menschen vor dem Fernseher vereinte, ist man weit entfernt. Also besinnt man sich auf die alte Tugend des Voyeur-Fernsehens und lässt spekulieren, um die Spannung zu erhöhen. Erst vier der zwölf Kandidaten sind offiziell bestätigt, und die Liste liest sich bereits jetzt wie ein Who’s who des Überflüssigen: Außer einer stets akkuraten Frisur bringt der Hamburger Ex-„Bachelor“ Paul Janke kaum wahrnehmbare Qualitäten mit, er dürfte als reines Dekorationsobjekt fungieren. Genau wie die ebenfalls aus Hamburg eingeflogene Janina Youssefian, deren Prominenz sich darauf erstreckt, möglicherweise ein Techtelmechtel mit Dieter Bohlen ohne größere seelische Schäden überstanden zu haben.

Einen gewissen Grad von Berühmtheit mag man Alexandra Rietz zumindest im Vergleich zubilligen. Immerhin spielt die tatsächliche Kriminaloberkommissarin in der Pseudodoku „K11 – Kommissare im Einsatz“ erstaunlicherweise eine Kommissarin. Der Vierte im bestätigten Bunde ist eher berüchtigt als berühmt: Michael Wendler, laut Eigenaussage „König des Popschlagers“, fiel zuletzt wo unangenehm auf? Richtig, im Dschungelcamp. Erst zierte er sich, dann gab er sich siegessicher, dann verließ er das Camp fluchtartig und entblödete sich nicht einmal, kurze Zeit später den Wunsch zu äußern, doch wieder zurückkehren zu wollen.

Wenn man den Gerüchten glauben schenken mag, hat Sat.1 unter anderem folgende Kommunikationskoryphäen gebucht: Ronald Barnabas Schill (ja, der Hamburg Ex-Innensenator, dessen Autobiografie bestimmt nur ganz zufällig am kommenden Montag erscheint), die doppelte Ex-Spielerfrau Claudia Effenberg, den Ex-Bürgerlichen Mario-Max Prinz zu Schaumburg-Lippe, der dank Adoption vor einigen Jahren nun überlange Visitenkarten braucht, und Ex-NDW-Star Hubert Kah.

Sollte sich diese Zusammenstellung als richtig herausstellen, kann man Sat.1 zumindest nicht vorwerfen, man würde ein harmonisches Miteinander planen. Die auf zwei Wochen angesetzte und mit allerlei medialem Drumherum im Internet garnierte Kasernierung der Ehemaligen bietet reichlich Konfliktpotenzial.

„Promi Big Brother“, 20.15 Uhr Sat.1