Ein Kommentar von Armgard Seegers

Ulrike Folkerts ist die dienstälteste „Tatort“-Kommissarin. Seit 25 Jahren ermittelt sie als Lena Odenthal. Und was sie da zu tun hat, findet sie zunehmend öde. Das liegt an der politischen Korrektheit, die den Drehbuchautoren zugemutet wird, erklärt sie und hat damit eigentlich recht. Politisch korrekt darf beispielsweise nie ein Türke oder Afrikaner der Mörder sein, Polen und Roma dürfen nicht klauen, Frauen sind nur doof, wenn sie Hausfrauen sind, ansonsten können sie sich emotional in Kollegen einfühlen und dabei auch noch multitasken, reiche Kinder sind vernachlässigt und nehmen deshalb Drogen, Tiere werden nur von Asozialen gequält, und ausschließlich Männern mit Geld ist Kinderpornografie per Drehbuch zuzumuten. Bildet das wirklich unsere Welt ab?

„Ich muss als ‚Tatort‘-Kommissarin, vor allem als Frau, immer mitfühlen, Verständnis zeigen, nicht über die Stränge schlagen, stets auf der Seite der Schwächeren sein. Das ist nicht nur vorhersehbar, das ist auch langweilig“, erklärte Folkerts jetzt.

Stimmt. Früher war der Mörder immer der Gärtner. Heute morden im Fernsehen nur Menschen, die schon anderweitig Verbrechen begangen haben, die zu viel besitzen oder unter einer schlimmen Beziehung leiden. Kein Drehbuchautor traut sich mehr, seinem Redakteur einen anderen Plot vorzulegen. Weil dieser das dem Publikum nicht zumuten will. Warum eigentlich nicht?