Sechs Künstler laden ein zu „Salons im Freien“ und ungewöhnlichen Stadtrundgängen

Hamburg. Wenn sich sechs Künstler für jeweils drei Tage in drei verschiedenen Städten der Welt treffen, kann daraus ein sehr anregendes Projekt entstehen. In jeder Stadt präsentieren die Teilnehmer innerhalb von drei Tagen drei parallele Stadtprojekte. Künstler, Stadtplaner, Architekten und Historiker trafen sich in São Paulo, Buenos Aires und nun auch in Hamburg, um Alltagserfahrungen, die sie in dieser kurzen Zeit in den ihnen bislang unbekannten Städten machten, künstlerisch umzusetzen. In Buenos Aires, wo das Projekt im Oktober 2013 stattfand, und in São Paulo, wo man vier Wochen später die städtische Umgebung künstlerisch erforschte, hat die von der Kulturbehörde Hamburg finanziell unterstützte Aktion schon gezeigt, was man im öffentlichen Raum entdeckte. Nun können die argentinischen und brasilianischen Künstler präsentieren, wozu Hamburg sie inspiriert. „6^3^3“, so heißt die Performance, ist mit ihren Kunstwerken bis zur Finissage am 9. August zu Gast beim Artville Festival und beim Kampnagel Sommerfestival. Die kostenlosen „Salons im Freien“ werden während des Kampnagel Sommerfestivals vom 8. bis 10. August angeboten.

Teresa Majewski hat Kunst- und Kulturvermittlung studiert und längere Zeit in Südamerika gelebt. „Dadurch liegt mein Interesse bei Lateinamerika und dem Interdisziplinären“, erklärt sie. 2012 hatte sie eine Ausstellung mit argentinischen Künstlern und Filmemachern im Völkerkundemuseum kuratiert. „Dabei habe ich erfahren, wie wichtig und anregend es sein kann, die Künstler hierherzuholen. Es entsteht ein anderes Bild von Buenos Aires, und die Künstler haben hier eine für uns neue Perspektive auf Hamburg. Wir kamen dann sehr schnell auf ein neues Projekt, bei dem Künstler im Austausch zusammenarbeiten.“ Sechs Teams entwickeln miteinander an drei Tagen ein Kunstprojekt. Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard ist dabei, der bildende Künstler Boran Burchhardt, Designerin Heike Buehler, ein Landschaftsarchitekt, eine Stadtplanerin, ein Fotograf. Amelie Deuflhard sagt: „Allen Beteiligten war klar, dass man in drei Tagen kein künstlerisches Projekt machen kann. Aber der Prozess war hochinteressant: gemeinsam mit jemandem eine Stadt zu erobern, der diese extrem gut kennt. Das ist intime Feldforschung, die extrem ungewöhnlich ist.“

In Buenos Aires waren eine Videoinstallation über Schwarzgeldtausch entstanden sowie ein Projekt über arme Kartonsammler zum Thema Gentrifizierung. Der argentinische Künstler Orilo Bandini wird nun von Amelie Deuflhard durch Hamburg geführt, bevor er in nur drei Tagen ein Kunstwerk fertigt. Der brasilianische Künstler João Paulo Nove entwickelt gemeinsam mit dem Hamburger Fotografen Miguel Ferraz eine künstlerische Arbeit. Am 5. August wird die Hamburg-Präsentation im Studio Buehler (Kleine Freiheit 1) gezeigt. Später, bei den „Salons im Freien“, können alle Hamburger die Projekte kennenlernen, wenn sie bei den Stadtrundgängen mitgehen.

Projekt „6^3^3“: 8.8., 16 Uhr, S-Bahn Sternschanze, Ausgang Messe, Stadtrundgang mit Boran Burchardt, Heike Buehler (Hamburg), Federico Minuchin (Buenos Aires), Jan Nehring (São Paulo), 9.8., 16 Uhr, S-Bahn Rübenkamp, Stadtrundgang mit Nadine Appelhans, Miguel Ferraz (Hamburg), Mariano Ricardes (Buenos Aires), João Paulo Nove (São Paulo), 10.8., 16 Uhr, S-Bahn-Station Billwerder-Moorfleet, Stadtrundgang mit Amelie Deuflhard (Hamburg) und Orilo Blandini (Buenos Aires)