Dame Felicity Lott frönte beim SHMF-Konzert in der Marktkirche ihrer Frankophilie

Hamburg. Liebe hält jung. Vor allem, wenn man von ihr singt. Als Dame Felicity Lott – auf wolkenweiche Harfenklänge gebettet – den Evergreen „Parlez moi d’amour“ gurrte, klang ihre Stimme so frisch und mädchenhaft, dass man sich verwundert Augen und Ohren rieb. Ist das wirklich die Sopranistin, deren Weltkarriere schon 1975 an der English National Opera begonnen hat?

Ihre Zugabe war der musikalische Schluss- und Höhepunkt einer starken zweiten Konzerthälfte beim Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF), in der die sympathische Britin ihrer Frankophilie frönte. Begleitet von der Harfenistin Isabelle Moretti, säuselte sich Felicity Lott zunächst durch Lieder von Fauré und Debussy, bevor sie mit Operettenschmankerln zur leichten Muse überging. Als sie mit dem Chanson „Frou-Frou“ das Knistern weiblicher Unterwäsche besang, wehte kurz ein Hauch von Moulin Rouge durch die Blankeneser Marktkirche. Bei dieser Musik, mit ihren schnurrigen Melodien und koketten Neckereien, war Felicity Lott ganz in ihrem Metier, da schimmerte ihr Timbre mit silbrigem Glanz, da blühten die Melodien allerliebst.

Die damenhafte Distanz, die die Sängerin bei aller Lockerheit wahrte, verlieh den frivolen französischen Texten einen ganz eigenen Charme. Vor der Pause, bei den Liedern vom Ehepaar Schumann und Felix Mendelssohn, führte sie dagegen zu einem ungleich steiferen und etwa farblosen Auftritt. Auch wenn ihr die deutsche Aussprache ähnlich idiomatisch von der Zunge geht wie die französische, so schien Felicity Lott doch mit dem Repertoire zu fremdeln und wirkte auch stimmlich noch nicht so souverän wie später. Zu Beginn wobbelte der eine oder andere Ton so stark, dass man geneigt war, ihr wahres Alter zu glauben. Aber spätestens mit dem Liebeslied „Si mes vers avaient des ailes“ – eine reizende Pubertätsschwärmerei des Komponisten Reynaldo Hahn – hatte die Sängerin ihren Jungbrunnen gefunden.