Arte zeigt am heutigen Mittwoch einen Mitschnitt der Show „Monty Python live (mostly)“ aus London.

Hamburg. Falls Sie zu den Menschen gehören sollten, die noch nie in ihrem Leben auch nur einen einzigen Sketch der Komikertruppe Monty Python gesehen haben, tun Sie bitte Folgendes: Nehmen Sie sich heute frei, um ganz legal online bei Arte Concert (concert.arte.tv) die ersten beiden Staffeln der kongenialen Sketchshow „Monty Python’s Flying Circus“ anzusehen. Am besten fangen Sie gleich damit an. Dann haben Sie vielleicht auch noch Zeit für die „Das Leben des Brian“-DVD und sind um 21.30Uhr bereit, auf Arte umzuschalten.

Allerdings sollten Sie darauf achten, dass dann kein Monty-Python-Fan neben Ihnen sitzt. Was ein echter Jünger von John Cleese, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones, Michael Palin und dem 1989 verstorbenen Graham Chapman ist, der kann einen Gutteil der Sketche des vor wenigen Tagen entstandenen Mitschnitts von „Monty Python live (mostly) – One down, five to go“ auswendig mitsprechen. Und wird das wahrscheinlich auch tun. Oder er fängt zwei Sekunden vor der Pointe an zu lachen. Oder besteht darauf, den „Lumberjack Song“, „Spam“ und den „Penis Song (Not the Noël Coward Song)“ lauthals mitzusingen. Denn die Bezeichnung Jünger trifft es nicht nur wegen des glücklosen Reserve-Heilands Brian und seiner Gefolgschaft aus „Das Leben des Brian“. Die 20.000 Karten für die zehn Shows, die die verbliebenen fünf Mitglieder der wohl weltweit berühmtesten Comedy-Truppe im Juli in London gaben, waren schneller ausverkauft, als man „Always Look on the Bright Side of Life“ singen kann. Die Show wurde weltweit in den Kinos übertragen.

Falls Sie jetzt immer noch jemand mit enzyklopädischen Python-Kenntnissen neben sich platzieren wollen: Sie sind gewarnt worden.

Monty Python ist ein Phänomen. Seit sich die fünf Briten und der gebürtige Amerikaner Gilliam Ende der 60er-Jahre zusammenfanden, haben sie zunächst die britische und mit steigendem Erfolg auch die weltweite Comedy-Szene durcheinandergewirbelt. Die Mixtur aus völligem Blödsinn, intelligentem Klamauk und anarchistischer Lust an der Provokation ist nach wie vor einmalig. Und erregt selbst heute noch die Gemüter: Das Land Nordrhein-Westfalen betrachtet die öffentliche Vorführung von „Das Leben des Brian“ am Karfreitag nach wie vor als Verstoß gegen das Feiertagsgesetz. Noch 2013 wurde ein Verfahren gegen die Initiative „Religionsfrei im Revier“ eingeleitet, die es gewagt hatte, die 35 Jahre alte Religionssatire trotz des stillen Feiertages aufzuführen. Immerhin wurde das Verfahren eingestellt.

Und neue (gefühlte) Blasphemien muss auch niemand fürchten, das Live-Programm der gealterten Humorhelden besteht tatsächlich zum allergrößten Teil aus sattsam aus Filmen und Fernsehserie bekannten Sketchen. Und das ist auch gut so.

Der tote Papagei, der Damenwäsche tragende Holzfäller und die natürlich völlig unerwartet auftretende spanische Inquisition („Nobody expects the Spanish Inquisition!“), sie sind Zwerchfell-zerreißende Meilensteine, die kaum zu übertreffen sind. Sogar den griffigen Namen für die Flut an E-Mails, nach denen man nie gefragt hat und die man trotzdem mit schöner Regelmäßigkeit bekommt, hat man den Pythons zu verdanken.

Die Bezeichnung Spam geht auf einen Flying-Circus-Sketch in einem Café zurück, dessen Menü überwiegend aus Spam, einer Art Dosenfleisch, besteht. Es gibt unter anderem „Spam, egg, spam, spam, bacon and spam“ und „Spam, spam, spam, spam, spam, spam, baked beans, spam, spam, spam and spam“. Und eine Horde Wikinger, die wiederholt das Hohelied des Spam singt, dessen Text nicht viel mehr als das Wort – Sie ahnen es bereits – Spam beinhaltet.

Egal, ob nun die kompletten Werke der Pythons das Gedächtnis bis nah an den Rand füllen oder sich dort eine riesige Bildungs(!)lücke auftut: Diese möglicherweise letzte Show der Briten darf man nicht verpassen. Natürlich haben Sie trotzdem die Wahl, den Fernseher auszulassen oder etwas ganz anderes zu gucken. Schließlich gilt folgender Dialog aus „Das Leben des Brian“ nach wie vor in allen nur möglichen und unmöglichen Lebenslagen: „Ihr seid alle Individuen!“ „Ich nicht!“

„Monty Python live (mostly)“, 21.30 Uhr, Arte

„Monty Python’s Flying Circus“, concert.arte.tv