Eine Betrachtung von Matthias Gretzschel

Bei der Flaschenpost handelt es sich um eine der unsichersten Arten der Nachrichtenübermittlung. Die Quote der erfolgreichen Zustellungen ist sogar so gering, dass jede Flaschenpost, wenn sie irgendwann wieder aus den Fluten auftaucht, als Medienereignis gefeiert wird. Das geschah zuletzt im Frühjahr, als die angeblich älteste Flaschenpost der Welt von einem Fischer, der auch noch Fischer hieß, aus der Kieler Bucht gefischt und anschließend im Maritimen Museum ausgestellt wurde.

Jetzt geriet diese Flaschenpost erneut in die Medien, da der Fischer Fischer versucht hatte, sie bei Ebay zu versteigern. Und beinahe hätte sich der Fischzug auch gelohnt, denn bis Montagvormittag waren 3660 Euro geboten, bevor Ebay die Auktion abbrach. War die Eigentumsfrage ungeklärt? Schließlich hatte Fischer die Flasche zwar aus der Ostsee gefischt, adressiert war sie aber an einen Herrn Platz aus Berlin. Der ist natürlich längst tot, hat aber lebende Erben.

Wer auf der Straße einen Brief findet, darf ihn nicht einfach behalten. Auf See gelten andere Gesetze. Grund für den Stopp der Auktion war daher nur eine Formalie: Fischer hatte angegeben, dass die Flaschenpost noch bis Jahresende im Maritimen Museum ausgestellt werde, was sich aber mit den Ebay-Geschäftsbedingungen nicht verträgt. Demnach muss die Ware sofort nach Auktionsende dem Käufer zugeschickt werden. Ausdrücklich nicht per Flaschenpost!