Manchmal, da möchte man ihn einfach knuddeln, diesen Claus Kleber, und ihm dankbar und verzückt in die Wange kneifen. Neulich im „heute- journal“, erneut prall gefüllt mit schlechten Nachrichten aus der Ukraine und Israel, da war es wieder so weit: Kleber wechselte auf die Rausschmeißerthemen-Sitzwelle, wo er immer sonderbar verbogen sitzen muss, wenn sich die Redaktion ein kulturelles oder sonst wie geselliges Thema verordnet. Diese Idee führt fast regelmäßig zu irrlichternden Momenten im festgezurrten Informationen-Lieferplan, weil der Grat zwischen freiwilliger und unfreiwilliger Komik sehr schmal ist, wenn man eben noch Beklemmendes erklärte.

Dominik Grafs neuer Film „Die geliebten Schwestern“ sollte schmackhaft gemacht werden, die Dreiecksgeschichte des jungen Schiller und der adligen Lengefeld-Schwestern aus Thüringen, ein feines historisches Stöffchen mit viel Faltenwurf und pochenden Herzen, anmutig gefilmt offenbar. Und weil diese Liebelei ab 1788 in Thüringen passierte, musste oder durfte jemand aus dem Erfurter Landesstudio ran, der sich nicht entscheiden konnte, ob er einen Film besprechen oder Weimar als Ausflugsziel bewerben wollte. Und dann hatte der auch noch Pech bei der Wahl seiner Vergleiche: Schwer wie eine Gewitterwolke drohe die Liebe zu zerbrechen, und der Film sei so heiß wie kurz vor einem Sommergewitter. Nun ja.

Doch aus dieser leicht verschwitzten Angelegenheit modellierten Kleber und Kollegin Gause einen Stand-up-Comedy-Dialog für die Ewigkeit. Kleber: „Hm.“ Nur ein wahrscheinlich versehentlich herausgerutsches Najahöhö-Hm mit subtiler Betonungsstille danach, ein Harald-Schmidt-Klassiker, das dürfen nur Granden auf ihren Welterklärkanzeln, so ein „Hm“ machen, wenn es sich wirklich lohnt. Anne Will hatte und Caren Miosga hat für so was ihre Augenbraue. Doch zurück zu Kleber und Schiller. „Isses kurz vor einem Sommergewitter nicht eigentlich...“ Tolle Kunstpause, und die war bestimmt nicht mal Absicht. „Schwül?“ Leicht fassungsloser Blick zur Kollegin Gause. Und Gause, während Klebers Hirn seinem Gesicht signalisiert, extrem verwirrt auszusehen: „Und das dann noch in Weimar! Weißt du, wie schön Weimar ist?“ Aber während Kleber sich dann gerade noch die Wetterüberleitungsfrage verbietet, wie heiß es ihr denn schon mal in Weimar war und warum, werden beide vom Zwang zum Schluss vor noch Schwülerem gerettet. Zu schade. Weil das ZDF gerade seine Showkonzepte überdenken muss: Vielleicht ist irgendwo ein Sendeplätzchen für diese beiden begabten Komiktalente frei. Schlimmstenfalls im Landesstudio Erfurt.

An dieser Stelle schreiben Joachim Mischke und Alexander Josefowicz im wöchentlichen Wechsel über die Welt des Fernsehens