Soap & Skin begeisterte im Uebel & Gefährlich mit elegantem Pathos und Mut zum Experiment

Hamburg. Die Musik von Soap & Skin ist aus dem Dunkel geboren. Sie bäumt sich auf, durchschreitet die größten vorstellbaren Extreme und verschwindet wie ein Spuk in der Nacht. Schwarz liegt die Bühne des Uebel & Gefährlich da. Ein einsamer Scheinwerfer wirft einen funzeligen Lichtstrahl auf Anja Plaschg, die in einem hellen schmalen Kleid am Flügel sitzend ihre mal zarten, mal donnernden Arpeggien ausführt. Nach dem frühen Erfolgsdebüt als 18-jähriges hoch gehandeltes Jungtalent hat die Österreicherin Erschöpfung und Depression hinter sich gelassen. Ein Kind bekommen. Sich eine Kurzhaarfrisur zugelegt.

Es ist wohltuend zu sehen, dass hier längst eine andere Anja Plaschg spielt. Eine, die im Leben und der Kunst gereift, dabei aber immer noch kompromisslos gut ist. Inzwischen gibt es ein Dunkel und ein Hell, na ja, das Dunkel überwiegt schon noch. Begleitet von Samples aus dem Macbook und einer Backgroundsängerin erklingen ihre Klassiker „Thanatos“, „Sleep“ und „Fall Foliage“. Vom zweiten Album das Abschiedslied „Vater“. Und auch ein paar neue Songs. Das getragene „The Sun“ verschafft Künstlerin und Publikum eine kleine Verschnaufpause zwischen den von elegantem Pathos bestimmten Gefühlsbädern.

Live wird ihre Version des von Geigen umrankten, leicht tänzelnden Robert-Johnson-Covers „Me And The Devil“ noch eindringlicher. Zum Ende hin löst sie sich von den Tasten, steht gestikulierend am Mikrofon für das wummernde „Big Hand Nails Down“. Der gut zehnminütige „Marche Funèbre“ gerät zum absoluten Höhepunkt. Er bleibt ihr experimentellstes, musikalisch raffiniertestes Stück mit seinen gegenläufigen Harmonien und Rhythmen. „Sugarbread“ strapaziert mit brachialen Verzweiflungsschreien vom Band, elektronischen Streichern und mittelalterlichen Chören. Plaschg riskiert viel. Und gerät auch hier nicht in Kitsch-Verdacht.

Ihre Akkuratesse zeigt sich besonders in den intimen Stücken, etwa in der zarten Version des Desireless-Klassikers „Voyage Voyage“. Am Ende bleibt ihr vor Rührung die arg strapazierte Stimme weg, was den Beifall nur verstärkt, bevor sie den zauberhaften Abend mit einer balladesken Version von „The End“ von The Doors beschließt. Mehr Worte braucht es wahrlich nicht.