Die US-Serie ist für 19 Emmys nominiert. Welche Serien man sich außerdem noch gut (am Stück) anschauen kann

Hamburg. Wer einen oder mehrere Emmys bekommen wird, darüber wird inzwischen fast genauso gern spekuliert wie über die Oscar-Aspiranten. Jetzt ist die Gerüchteküche einen Schritt weiter: Über „Game of Thrones“, „Breaking Bad“, „House of Cards“, „Downtown Abbey“, „Mad Men“ und den Newcomer „True Detective“ könnte ein wahrer Preisregen hereinbrechen. In der Kategorie „Beste Serie“ sind sie alle nominiert, dazu könnten bei der Verleihung am 25. August diverse weitere Auszeichnungen kommen. Allein „Game of Thrones“ hat 19 Chancen auf einen Emmy, das Schlusslicht bildet „Downtown Abbey“ mit „nur“ acht Nominierungen. Äußerst sehenswert sind sie aber alle. Und äußerst zeitraubend.

Mit dem Satz „Nur noch eine Folge...“ beginnt meist eine schlaflose Nacht. Denn als Seriengucker des 21. Jahrhunderts tut man sich oft schwer damit, Tage, Wochen gar auf die nächste Folge zu warten. Oder schlimmer noch, darauf, dass ein deutscher Fernsehsender den US-Hit des vorvergangenen Jahres einkauft und im frei empfangbaren Programm zeigt.

Die Ungeduld des Binge-Watchers – so nennt sich das Phänomen, eine Serie statt in Einzelteilen am Stück zu gucken – paart sich allerdings mit ihrem Gegenteil. Und da wird es wirklich tückisch: Dank iTunes und Sky, Watchever, Amazon Prime, Maxdome und demnächst Netflix findet sich meist ein (kostenpflichtiger) legaler Weg, die neueste Folge schon kurz nach der Erstausstrahlung jenseits des großen Teiches anzuschauen. Aber auch in den USA verschießen HBO, TNT und Co. ihr Pulver nicht auf einen Schlag. Der wöchentliche Sendetermin gehört weiterhin dazu. Also steht man vor der Wahl, bis zum Ablauf der Staffel zu warten und dann ein Wochenende lang die Vorhänge zuzuziehen. Oder man bleibt up to date, muss aber Wartezeit einplanen. Wie man es auch macht, Selbstquälerei gehört zum Dasein als Serienfan.

Zum Glück gibt es so viel sehenswerten Stoff, dass man immer etwas zu gucken hat, auch im klassischen Fernsehprogramm: Im Herbst wird nicht nur „Shameless“, die ebenso bösartige wie lustige Comedy-Serie rund um eine dysfunktionale Großfamilie bei Kabel 1 anlaufen. Daneben warten „Devious Maids“ von den „Desperate Housewives“-Machern bei ProSieben und die norwegische Serie „Lilyhammer“ bei Arte auf Zuschauer. Die britische Anwaltsserie „Silk“ startet kommende Woche bei ZDFneo. Der WDR hat sich derweil unter anderem die Rechte an der französischen Serie „The Returned“ gesichert, zeigt diese nach Staffel zwei und drei der dänischen Politserie „Borgen“ ab September.

Aber wo so viel Licht ist, muss auch Schatten sein: Fans von „Suburgatory“ und „Dads“ müssen sich auf ein Ende einstellen, sie werden nicht fortgesetzt. Das geplante Ende der Werber von „Mad Men“ zeichnet sich ebenfalls ab. Der zweite Teil der finalen siebten Staffel wird 2015 in den USA gezeigt, Staffel sechs läuft im Frühjahr bei ZDFneo. Und auch am deutschen Markt wartet ein Serienfinale: Annette Frier wird in der fünften Staffel zum letzten Mal die preisgekrönte Anwältin „Danni Lowinski“ verkörpern. Fortgesetzt wird jedoch ein kleines Juwel, das zwar keinen Emmy, dafür aber mehrere Grimme-Preise sein Eigen nennt: „Der Tatortreiniger“ mit Bjarne Mädel wird eine vierte Staffel bekommen wie auch die herausragende britische Krimiserie „Sherlock“, die den entscheidenden Karriereschub für Benedict Cumberbatch und Martin Freeman bedeutete. Und natürlich bekommen „Game of Thrones“, „House of Cards“, das Spionage-Drama „Homeland“ und „True Detective“ ebenfalls Fortsetzungen spendiert. Und wenn gar nichts anderes mehr hilft, kann man zum DVD-Schrank gehen. Dort warten die abgeschlossenen Serien: „Die Sopranos“, „The Wire“, „Breaking Bad“ oder „Im Angesicht des Verbrechens“, der letzte deutsche Versuch, ein großes Krimidrama auf die Beine zu stellen.

Wer kein Geld ausgeben möchte, kann dennoch am Phänomen des „Binge-Watching“ teilhaben. Immer einmal wieder schaufeln Sender ganze Wochenenden frei, um Staffeln komplett zu zeigen: RTL 2 hat es mit „Game of Thrones“ und „The Walking Dead“ (Staffel fünf läuft ab Oktober in den USA) vorgemacht, jüngst hat ProSieben die erste Staffel von „Vikings“ (deren dritte Staffel im kommenden Jahr Premiere feiert) in Blöcken zu drei Folgen gesendet. Zum Reinschmecken in das „Nur noch eine Folge“-Gefühl kann man Freitagabend tief in der Senderbelegung kramen, um RTL Nitro zu finden. Dort läuft das komplette US-Remake der britischen Polizeiserie „Life on Mars“. Und auch wenn es nicht das Original ist: Immerhin spielt Harvey Keitel mit. Der hat zwar keinen Emmy. Aber einen Silbernen Bären.

Life on Mars, Fr und Sa ab 20.15, RTL Nitro