Hamburg. 30 Prozent Machtanteil für Frauen bis 2017. Und das in der gesamten deutschen Medienlandschaft. Das ist das Ziel des Journalistenverbands ProQuote seit der Gründung Anfang 2012. Zur Halbzeit präsentierte der Vereinsvorstand am Freitag eine Bilanz. Und die fällt vorsichtig positiv aus: In den vergangenen zweieinhalb Jahren sei der Anteil der Frauen in fünf von acht Leitmedien „sprunghaft angestiegen“, so die Vereinsvorsitzende Annette Bruhns. Es geht ProQuote nicht allein um mehr Frauen in den Redaktionen, sondern konkret in Entscheiderpositionen. Um diese zu erfassen, gewichtet der Verband Positionen nach ihrer Machtfülle. Daraus ergibt sich, dass die geforderten 30 Prozent bei den Leitmedien bisher nur „Die Zeit“ mit 36 Prozent übertroffen hat. Dahinter folgen „Der Spiegel“ (24 Prozent) und die „Bild“ (23 Prozent).

Neben der Analyse der Medienhäuser will ProQuote auch durch eine Preisverleihung für mehr Aufmerksamkeit sorgen: Am Sonnabend vergibt der Verband in Berlin drei Auszeichnungen, von denen allerdings nur eine wirklich schmeichelhaft ist. Die „Weise Eule“ für vorbildliche Umsetzung des Gleichheitsgedankens bekommt Dagmar Reim, die Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Dort ist fast jede zweite Führungsposition weiblich besetzt. Der Chefredakteur der „Süddeutschen Zeitung“ darf sich hingegen mit dem „Ungeküssten Frosch“ schmücken. ProQuote bemängelt, dass Kurt Kisters „SZ“ zwar ausführlich über Führungsfrauen berichte, die Redaktion aber nur einen Frauen-Machtanteil von 14 Prozent aufweise. Den Sonderpreis „Betender Gartenzwerg“ für die vehementeste mündliche und schriftliche Unterstützung, der aber kaum Taten folgen würden, verleiht ProQuote Gabor Steingart, dem Vorsitzenden der Verlagsgruppe Handelsblatt. Nur einer von acht Chefredakteursposten der Gruppe sei mit einer Frau besetzt.