Exzellenz-Initiative aus privater Hand: Die Dr. E. A. Langner Stiftung finanziert einen Masterstudiengang an der Musikhochschule über zehn Jahre

Hamburg. Wer die Aktivitäten der in Hamburg ansässigen Dr. E. A. Langner Stiftung in Sachen Jazz seit ihrer Gründung vor zehn Jahren verfolgt hat, musste zuletzt den Eindruck gewinnen, der einst für den Jazz so begeisterte Stifter und Freizeitsaxofonist Ernst Arnold Langner sei des Förderns überdrüssig geworden. Deshalb ist die Nachricht, dass es an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg ab dem Wintersemester 2014/15 einen komplett von seiner Stiftung finanzierten Masterstudiengang Jazz geben wird, eine doppelte Überraschung. Langner stellt über einen Zeitraum von zehn Jahren die Summe von 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Bis zu acht Studenten sollen in den Genuss des Master-Studiengangs kommen, der für den einzelnen Absolventen über zwei Jahre läuft und den es bislang in Hamburg nicht gab. Weiter als bis zum Bachelor konnte man sich als angehender Berufsjazzer im vor knapp 30 Jahren gegründeten und nach der Bologna-Reform entsprechend umstrukturierten Studiengang bisher hier nicht qualifizieren.

Der Stifter und seine Frau Nataly Langner, die kürzlich die Geschäftsführung übernommen hat, „hoffen, dass diese einzigartige Initiative der Stiftung eine Motivation für die Stadt Hamburg darstellen wird, eigene akademische Jazz-Programme zu entwickeln. Trotz der mangelnden Fördermittel der Stadt möchten wir erreichen, dass Hamburg im Vergleich mit anderen Metropolen eine Top-Adresse für Jazzmusik wird.“

Die Stiftung hatte sich von Anfang an neben Themenbereichen wie Kinder- und Jugendkultur insbesondere für den Jazz stark gemacht. Über viele Jahre bemühte sich Langner darum, die jeweils regierenden Kultur- und Bildungspolitiker der Stadt ähnlich gründlich für eine nachhaltige Förderung und Pflege des Jazz zu erwärmen. Dabei war ihm weniger Glück beschieden als erhofft. Nach zahlreichen Ernüchterungen und wohl auch persönlich genommenen Indifferenzbekundungen drohte er vergangenen Frühsommer entnervt, seine Förderanstrengungen ganz einzustellen.

Zuvor schon hatte er die drei jeweils mit 5000 Euro dotierten Förderstipendien für die Begabtesten unter den Nachwuchsmusikern bereits 2010, im fünften Jahr ihres Bestehens, wieder eingestellt. Die stets von der Stiftung organisierte große Verleihungszeremonie des seit 2007 alle zwei Jahre vergebenen Hamburger Jazzpreises, die Langner gern auch als Podium zur Artikulation seiner kulturpolitischen Visionen und Forderungen an die Stadt nutzte, gab er 2013 an das Elbjazz-Festival ab. Seine langjährige Geschäftsführerin Heike Grunewald musterte im Vorjahr bei der Stiftung ab, der dem Jazz schon rein autobiografisch sehr zugetane Projektleiter Thomas Prisching, Kontrabassist auch mit Jazz-Diplom, hatte Ende 2011 die Stiftung verlassen. Wohl bestanden die beiden Stiftungsprofessuren für Jazzgesang und Perkussion fort, deren Einrichtung Langner der Hochschule vor vier Jahren spendiert hatte. Doch sonst deutete zuletzt alles darauf hin, dass dem Jazz sein potentester, aus Perspektive der Stadt wohl auch drängeligster privater Förderer abhanden gekommen war.

Langners jüngster Coup zeigt: Das Gegenteil ist der Fall. Der zähe Wohltäter liebt augenscheinlich den Jazz zu sehr, als dass er tatenlos zusehen würde, wie insbesondere dessen akademische Pflege in Hamburg weiterhin auf allzu kärglichem Boden gedeiht. Die Aufstockung von sechs auf zehn Bachelor-Studienplätze pro Jahr, die die Wissenschaftsbehörde im vergangenen Frühsommer gewissermaßen als Morgengabe zum Hamburger Jazzpreis an den Leiter des Studiengangs Wolf Kerschek drauflegte, ist ihm nicht genug.

Es wurmte ihn beträchtlich, dass die Stadt sich auf sein Modell einer akademischen Ausbildungs- und Spielstätte für Jazz nicht einlassen mochte, weil sie die Folgekosten seiner Großzügigkeit hätte selbst tragen müssen und nicht wusste, wovon. Nun bereitet es ihm eine gewisse Genugtuung, dass er seine beispiellose Subventionsleistung an eine Körperschaft des öffentlichen Rechts komplett an der Stadt vorbei erbringt. Die einzige Gegenleistung, die Langner erwartet: Dass der Masterstudiengang seinen Namen trägt.

Der „Dr. Langner Jazz Master“ sieht pro Student im Jahr ein Stipendium in Höhe von 19.000 Euro vor. Davon werden 4800 Euro als Hilfe zum Lebensunterhalt gewährt (400 Euro monatlich). Das übrige Geld soll der Finanzierung der Ausbildung und des Professor-in-Residence-Programms dienen, das den Studierenden die Möglichkeit bietet, „bei international renommierten Künstlern eigener Auswahl Unterricht zu nehmen und mit ihnen eigene künstlerische Projekte zu realisieren“, wie es in einem Papier heißt. Und: Die Master-Studierenden dürfen ihren Hauptfachlehrer frei wählen, unabhängig davon, ob dieser dem Lehrkörper der HfMT angehört oder nicht.

Ein „Qualifizierungsmodul“ gehört ebenfalls zum Dr. Langner Jazz Master. Es soll manche Perspektive bieten, die das eher eindimensionale Berufsbild des mit allen akademischen Weihen versehenen Hypervirtuosen an Vibrafon, Saxofon oder Trompete zeitgemäß erweitert. Die Studierenden können aus der ganzen Angebotspalette der Hochschule kreuz und quer auswählen, was ihren Neigungen entspricht – Kultur- und Medienmanagement oder Kammermusik, elektronische Komposition oder Pop, Music Business oder Musikproduktion. Wer breit genug aufgestellt ist, kann alles zusammen nehmen.

Die Bewerbungsfrist für das Wintersemester endet bereits am 15. August. Als Voraussetzung wird neben hinreichend Belegen für eine erfolgreiche Teilnahme an Jazzwettbewerben und aktiver Teilnahme am Konzertleben ein bestandener Jazz-Bachelor mit der Gesamtnote 2,0 erwartet. Wolf Kerschek will eben nur die Besten der Besten. Und wenn ein absoluter Überflieger kommt, der bisher noch keine Musikhochschule von innen gesehen hat, aber spielt wie ein junger Gott und alle bei der Aufnahmeprüfung von den Sitzen reißt: Dann darf auch der in Hamburg den „Dr. Langner Jazz Master“ machen.

Hochschulpräsident Elmar Lampson sieht die Kooperation auch als Signal für andere Bereiche seines Instituts: „Es geht weiter, es gibt Entwicklungsmöglichkeiten, wenn man gute Arbeit macht und gute Freunde findet.“