Hamburg. ARD und ZDF, die „Süddeutsche Zeitung“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“, „Zeit“, „Stern“, Spiegel online und auch die Deutsche Welle haben in der Ukraine Reporterinnen im Einsatz. Das ist ungewöhnlich, denn bislang galt die Berichterstattung aus Kriegs- und Krisengebieten als Domäne von Männern. NDR-Hörfunkdirektor Jochen Knuth sagte kürzlich, Frauen hielten viele Berichtsgebiete für zu gefährlich. Jetzt hat der Verein ProQuote, die 2012 in Hamburg gegründete Gleichstellungsinitiative, Journalistinnen zu ihrer Arbeit befragt.

Für ARD-Reporterin Golieh Atai gilt: „Es ist ein Vorteil, Frau zu sein“. Die gebürtige Iranerin, die für die ARD bereits Korrespondentin in Kairo und Moskau war und seit November 2013 aus Kiew berichtet, war vor Kurzem für ihre herausragende Berichterstattung mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis ausgezeichnet worden. Ihrer Meinung nach gehe von Frauen weniger ein „Gefühl der Bedrohung“ aus, auf Journalistinnen würden Polizisten, Soldaten, Milizen und Bürger offener reagieren. Reine Frauen-Teams, so Atai, hätten „positive Auswirkungen auf die Zugänglichkeit der Interviewpartner und auf unsere Arbeitssicherheit“. Indirekt wird das von „Welt“-Korrespondentin Julia Smirnova bestätigt, die von einem Vorfall an einem Checkpoint in Slawjansk berichtet, als ihr Auto von pro-russischen Milizen angehalten worden war. „Mein Fahrer wurde verprügelt. Mir sagte ein Rebelle: Wenn du nicht eine Frau wärst, würde ich dir auch in die Fresse hauen.“ Und Alice Bota von der „Zeit“ erinnert an die Entführung von Mitarbeitern des Roten Kreuzes in Donezk: „Man nahm nur die Männer mit, die Frauen nicht.“ Dass es in der Ost-Ukraine auch für Frauen lebensgefährlich werden könne, daran erinnert Cathrin Kahlweit („Süddeutsche Zeitung“): „Die Gefahr sexueller Belästigung in einer aufgeheizten Atmosphäre ist deutlich größer als für Männer.“

Anne Gellinek, Leiterin des ZDF-Studios Moskau, versucht zu erklären, warum so viele Frauen aus der Ukraine berichteten. Es sei „extrem wichtig“, die Sprache zu sprechen, „und dafür interessieren sich Frauen offenbar mehr als Männer“. ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf findet, für Auslandskorrespondenten sollte generell eine 50 Prozent Quote gelten.