Kirche organisiert mit „Lebenswelten“ eine eigene Ausstellung

Hafencity. Jeden Tag blickt Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs jetzt auf das Gebäude, in dem der Plastinator Gunther von Hagens seine Ausstellung „Körperwelten – eine Herzenssache“ präsentiert. Denn direkt gegenüber der Bischofskanzlei und dem Ökumenischen Forum in der Shanghaiallee (HafenCity) werden die Leichen-Plastinate von heute an in der „Kulturcompany“ gezeigt (das Abendblatt berichtete).

Die Schau störe die Totenruhe, kritisiert die Bischöfin die Exposition, die bis Mitte Oktober in Hamburg zu sehen ist und nach Angaben des Veranstalters weltweit von 37 Millionen Menschen besucht wurde. Die Darstellung abgezogener Haut, aufgesägter Schädel und weit aufgerissener Augen löse in ihr „das Gefühl aus, dass hier schützenswerte Grenzen verletzt werden“, schreibt die Theologin in einem Beitrag für die neue Ausgabe der „Evangelischen Zeitung“. Die „marktschreierischen Körperwelten“ nutzten die Toten als Objekt. Das Herz, um das es bei den Körperwelten eigentlich besonders gehen sollte, werde auf den menschlichen Muskel reduziert. Das Wunder des Lebens sei jedenfalls hinter der gläsernen Inszenierung toter Körper nicht zu erkennen.

Als Reaktion auf die Leichenschau will das Ökumenische Forum im Juni das Projekt „Lebenswelten“ organisieren. Mit einem mobilen Fotostudio in der HafenCity soll die Vielfalt des Lebens gezeigt werden. Am 26. und 27. Juni 2014 werden kirchliche Mitarbeiter an der Fotoaktion teilnehmen, die unter dem Motto „Zeig dein Herz“ steht. Von Hagens hatte die umstrittene Plastinationstechnik in den 70er-Jahren in Heidelberg entwickelt. Er versteht „Körperwelten“ als Anatomie-Ausstellung. Seine Plastinate standen auch in anderen Städten bei Kirchenleuten in der Kritik.