Hamburg. Das Filmfest Hamburg wirft seine Schatten voraus. Gefeiert wird es zwar erst vom 25. September bis zum 4. Oktober, aber schon jetzt weiß man, dass es innerhalb der Sektion Deluxe eine Retrospektive geben wird, in der Filme aus der DDR gezeigt werden. Anlass ist das 25. Jubiläum des Mauerfalls. Zusammengestellt wird die Reihe DDR Deluxe von Andreas Dresen, Regisseur und Douglas-Sirk-Preisträger.

Dresen („Sommer vorm Balkon“, „Halt auf freier Strecke“) kennt sich im deutschen Osten und seiner Filmlandschaft bestens aus, er ist dort aufgewachsen und hat in Potsdam-Babelsberg Film studiert. Außerdem ist er im Vorstand der DEFA-Stiftung, die sich dem Erhalt des DDR-Filmerbes verschrieben hat. Neun Filme wird er für das Filmfest auswählen. Nicht die ohnehin im Westen schon bekannten „Die Legende von Paul und Paula“ oder „Die Spur der Steine“. „Wir hoffen auf etwas, das ein wenig in Vergessenheit geraten ist oder für ihn selbst einmal eine Rolle gespielt hat. Ich bin schon wahnsinnig gespannt, was er für uns aussucht“, sagt Filmfest-Chef Albert Wiederspiel, der zurzeit in Cannes auf der Jagd nach Festivalfilmen ist.

Wiederspiel war besonders vom DDR-Film „Karla“ aus dem Jahr 1965 beeindruckt. Jutta Hoffmann spielt darin die gleichnamige Junglehrerin, die aus ihren Schülern kritische Menschen machen möchte, was dem linientreuen Schulleiter ein Dorn im Auge ist. Regisseur Hermann Zschoche schrieb das Drehbuch zusammen mit Ulrich Plenzdorf. Der Film wurde wegen angeblicher Förderung „schädlicher ideologischer Erscheinungen“ 1965 verboten und durfte erst 1990 gezeigt werden.

In den vergangenen Jahren hatte das Filmfest in seiner Deluxe-Reihe Filme aus dem Iran, aus Quebec, Finnland und Österreich gezeigt.