Der norwegische Musiker Morten Harket kommt als Solokünstler mit den Songs seiner neuen Platte in die Laeiszhalle

Laeiszhalle. Die Zweifel kommen in Kopenhagen. Larissa Bendel ist auf dem Weg aus der dänischen Hauptstadt zurück nach Hamburg. Zum wiederholten Mal war sie zu einem Konzert von a-ha durch Europa gereist. Larissa ist Fan der norwegischen Popband, seit sie 13 Jahre alt ist. Das Video zu „Take On Me“ hatte exakt am 13. Oktober 1986 diese Leidenschaft ausgelöst. Als sie im Zug über ihr Fan-Leben nachdenkt, ist aus dem Teenager längst eine junge Frau geworden. Aber die Passion für das Pop-Trio ist immer noch da. „Ich kann Dinge immer nur hundertprozentig machen“, sagt sie heute. Inzwischen ist Larissa Bendel 39 Jahre alt. Wenn Morten Harket an diesem Montag in der Laeiszhalle auftritt, wird sie selbstverständlich auch da sein. Aber nicht mehr als ein Mädchen, das einen Popstar anhimmelt, sondern als Wissenschaftlerin, die sich intensiv mit dem Fan-Star-Verhältnis auseinandergesetzt hat.

Hamburgerin Larissa Bendel verkauft nach dem Konzert ihr Fan-Buch

Vor ein paar Monaten hat die promovierte Amerikanistin das Buch „a-ha-Effekte. Die Geschichte einer Leidenschaft für Popmusik“ im kleinen Telos-Verlag veröffentlicht. Es ist eine sehr persönliche und ehrliche Auseinandersetzung mit ihrem Fantum. Bendel hat nicht nur Anekdoten aneinandergereiht, sondern ein analytisches und kritisches Buch über dieses Phänomen geschrieben. Inzwischen hält die Autorin Vorträge über Fan-Kulte. Außerdem ist die Hamburgerin eine a-ha-Expertin, die sich im Werk der 2011 aufgelösten Gruppe auskennt wie kaum jemand. Vor drei Jahren veröffentlichte sie bereits in Norwegen einen Essayband über „Hunting High And Low“, das Debütalbum von a-ha. Ihre Doktorarbeit hat sie jedoch nicht über eine Popband geschrieben, sondern die Beat Generation, eine literarische Bewegung der 50er- und 60er-Jahre. „Literatur ist für mich genauso wichtig wie Popmusik“, sagt Bendel. Als 16-Jährige las sie zum ersten Mal ein Buch von Jack Kerouac, später verfasste sie ihre Doktorarbeit über die „Autobiografik von Frauen der Beat Generation“.

Mehr als 80 Konzerte hat Larissa Bendel von a-ha und von Morten Harket erlebt. Über ihn schreibt sie in ihrem Buch aus der Sicht einer 13-Jährigen: „Es war eine Faszination, die über die bloße Bewunderung oder Identifikation mit einem romantischen Helden hinausging: Auf einmal sah ich einen Mann, dessen Attraktivität mich faszinierte, der in mir unbewusst den Wunsch eines partnerschaftlichen Gegenübers erweckte.“ Viele Jahre lang hat Bendel den deutschen a-ha-Fanclub geleitet und die Band mit dem charismatischen Sänger oft getroffen. „Aber nur nach Konzerten, also im öffentlichen Raum. Die Grenze war für mich immer das Privatleben der Künstler“, sagt sie. Sein neues Album „Brother“, vor ein paar Wochen herausgekommen, gefällt ihr, „weil Morten sich als Songwriter textlich und musikalisch aus dem Fenster gelehnt hat und ein paar sehr authentische Songs geschrieben hat“, sagt sie. Das Argument mit der rosaroten Fan-Brille lässt sie nicht gelten: „Fans sind kritisch mit ihren Idolen. Mir gefiel zum Beispiel bei Harkets Tour 2012 überhaupt nicht, dass er sich nicht mehr von a-ha gelöst hat“, sagt sie.

Morten Harket, inzwischen 54 Jahre alt, hat bereits 1995 mit „Wild Seed“ sein erstes Soloalbum herausgebracht. Damals hatten sich die Wege der drei Norweger nach der „Memorial Beach“-Tour zum ersten Mal getrennt. Später hat der Sänger „Letter From Egypt“ (2008), „Out Of My Hands“ (2012) und jetzt „Brother“ veröffentlicht. Nachdem bei a-ha vor allem Magne Furuholmen und Pal Waaktar-Savoy die Songs geschrieben haben und Harket nur der Interpret war, hat er inzwischen selbst das Texten und Komponieren für seine Lieder übernommen. Als Solokünstler gehört er mehr zum Singer-Songwriter-Genre, den Synthi-Pop von a-ha hat er inzwischen hinter sich gelassen.

Nach seinem Konzert in der Laeiszhalle wird Larissa Bendel dort an einem Stand ihr Fan-Buch verkaufen. Selbstverständlich werden Harket und sie sich in Hamburg begrüßen. Doch die Begegnung zwischen Star und Fan wird auf Augenhöhe sein.

Morten Harket Mo 5.5., 20.00, Laeiszhalle (U Messehallen), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 59,-; www.mortenharket.com