Hamburg . Zwei Grimme Online Awards hat „Der Postillon“ bereits bekommen, jetzt könnte es vielleicht auch was mit dem Grimme-Preis für Fernsehsendungen werden. Denn das satirische „Nachrichten“-Portal erweitert sein Spektrum der Abstrusitäten um einen Sendeplatz im NDR. Von diesem Freitag an werden wöchentlich zunächst sechs Folgen von „Postillon24“ ausgestrahlt, in feinster Fernsehtradition natürlich erst um Mitternacht, wenn man sich bereits mit gefühlten 100 Zuschauern einen Marktanteil im zweistelligen Prozentbereich sichern kann.

Doch trotz des wenig zuschauerfreundlichen Sendeplatzes lohnt das Einschalten für die Viertelstunden-Dosis Satire und Comedy. Immerhin erfährt man exklusiv, wie die Große Koalition das Problem der steigenden Altersarmut lösen möchte – Stichwort Flaschenpfand –, nimmt Anteil am dramatischen Schicksal von Tina van der Saar, die nach der Entbindung ihres Kindes im Krankenhaus vertauscht wurde, und lernt den ersten Schnorrer-Punk kennen, der nicht nur Kleingeld und Zigaretten, sondern auch EC- und Kreditkarten annimmt.

Die Waage zwischen politischer Satire und komödiantischer Blödelei neigt sich in der ersten Folge klar in Richtung Comedy, was dem Vergnügen bei der von Thieß Neubert und Anne Rothäuser moderierten Sendung jedoch überhaupt keinen Abbruch tut. Schon wegen des von der „Postillon“-Website übernommenen, die ganze Sendung laufenden Tickers, der Sensationsnachrichten wie „Geschmacklos: Kannibale will Babybrei umtauschen“ oder „Ist unten durch: Kanalarbeiter macht schon wieder früher Feierabend“ in die Welt posaunt.

Postillon24 Fr 24.00 Uhr, NDR