Originell: der Dokumentarfilm „20 Feet From Stardom“

Den entscheidenden Tipp bekam Regisseur Morgan Neville von seinem Freund Gil Friesen. Der ehemalige Präsident des Plattenlabels A&M riet dem Filmemacher, sich doch mal um Backgroundsänger zu kümmern, da gebe es einige ziemlich gute. Neville begann zu recherchieren und fand – so gut wie nichts. Also traf er die Sänger und ließ sich ihre Lebensgeschichten erzählen. Niemand hatte diese Musiker bisher so richtig auf der Rechnung. Dabei singen sie oft besser als die Stars, und doch kennen sie meist nur Insider.

Zum Beispiel Darlene Love. Seit den 60er-Jahren ist sie im Geschäft, sang für Frank Sinatra und Dionne Warwick. Mit zwei Freundinnen bildete sie das Trio The Blossoms. Wenn die drei mal eben „Da Doo Ron Ron“ schmettern, ahnt man, was die über 70-Jährigen früher für eine Stimmgewalt gehabt haben müssen. Gern hätte Love eine Solokarriere gestartet, aber Produzent Phil Spector wollte das nicht und wusste es zu verhindern. Sie musste als Putzfrau arbeiten, um sich über Wasser zu halten.

Mary Clayton hört man in Lynyrd Skynyrds „Sweet Home Alabama“ und auf Carole Kings „Tapestry“. Und dann bekam sie einen Anruf und sollte sofort ins Studio kommen, mitten in der Nacht. „Rolling irgendwas aus England“ brauchten sie. Mit Mick Jagger sang sie für die Stones „Gimme Shelter“.

Tolle Typen hat der Regisseur gefunden und zugleich Licht in eine bisher zu Unrecht vernachlässigte Nische des Musikgeschäfts gebracht. Die Lebensgeschichten der Sängerinnen sind erstaunlich. Viele möchten gar nichts anderes tun als in der zweiten Reihe zu singen. Die Stars, darunter Bruce Springsteen, Sting, Stevie Wonder, Bette Midler und Mick Jagger, verteilen im Film artig Komplimente und beschreiben die Zusammenarbeit. Morgan Neville hat viel aus seinem originellen Ansatz gemacht, und so ganz nebenbei bekommt die Doku, die einige seltene Archivaufnahmen enthält, auch noch einen starken Soundtrack. Der Regisseur gewann damit den Oscar für den besten Dokumentarfilm.

++++- „20 Feet From Stardom“ USA 2013, 91 Min., o. A., R: Morgan Neville, D: Darlene Love, Mary Clayton, Bruce Springsteen, Stevie Wonder, tägl. im Abaton (OmU); http://twentyfeetfromstardom.com