Das aufstrebende New Yorker Trio Augustines kommt am 28. April mit neuen Songs ins Gruenspan

Über das Songschreiben sagt Billy McCarthy, Sänger und Gitarrist der Augustines, es sei wie Angeln: „Du wirfst deine Angel aus und nichts beißt an. Anschließend wirfst du sie erneut aus und es beißt etwas an. Dann kommt es darauf an, ob ich etwas zu dieser Idee singen kann. Wenn ja, habe ich es richtig gemacht und ich kann diese Idee mit einem Chorus verknüpfen.“ Zwei Alben hat das amerikanische Trio mit dieser Methode inzwischen veröffentlicht. 2012 brachte die Band aus New York, damals noch unter dem Namen We Are Augustines, „Rise Ye Sunken Ships“ heraus, vor ein paar Wochen erschien die zweite Platte, kurz und prägnant „Augustines“ betitelt. Ihre Anhängerschaft ist in den vergangenen zwei Jahren stetig gewachsen. Nachdem sie in Hamburg im Haus 73, im Molotow und im Knust gespielt haben, ist das 800 Zuschauer fassende Gruenspan am 28.April ihre nächste Station, Tendenz: steigend.

Die Augustines sind eine Indie-Band, die ohne großes Label und damit ohne große Marketing-Etats agiert. Sie haben sich ihr Publikum sowohl in den USA als auch in Europa durch Dutzende von Konzerten erspielt. Sie haben die Counting Crows, The Band Of Skulls und The Boxer Rebellion in den USA als Vorgruppe unterstützt, waren mit den Kaiser Chiefs in Großbritannien unterwegs und bei Festivals wie dem Coachella oder bei Austin City Limits dabei. Wichtige Late-Night-Moderatoren wie David Letterman und Jay Leno holten sie ebenfalls in ihre Shows. Die Zeiten, in denen sie in kleinen Clubs vor 150 Leuten gespielt haben, sind vorbei.

Dabei war Billy McCarthy vor sechs Jahren drauf und dran, seine Gitarre an den sprichwörtlichen Nagel zu hängen. Anfang der Nuller-Jahre war er Mitglied einer Gruppe namens Pela, die geradlinigen Rock spielte. „Es war nicht das, was die Leute wirklich hören wollten. In New York gab es eine Reihe von angesagten Konzeptbands. Wir brachten ein Album heraus, aber ein zweites haben wir nicht geschafft. Die Chemie in der Band stimmte einfach nicht“, erzählt McCarthy. Mit Multiinstrumentalist Eric Sanderson hat der Gitarrist schon bei Pela zusammen gespielt, mit ihm nahm er „Rise Ye Sunken Ships“ auf. Allerdings waren sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden und spielten die Platte komplett neu ein, nachdem Schlagzeuger Rob Allen als drittes Mitglied fest zu den Augustines hinzugekommen war.

Thematisch ist „Rise Ye Sunken Ships“ ist sehr nachdenkliches Werk geworden. McCarthys Mutter war gestorben, sein Bruder hatte Selbstmord begangen. Die Mutter war Alkoholikerin, der Bruder litt an Schizophrenie. Besonders die tragische Geschichte seines Bruders prägte die Songs. „Book Of James“ und „Philadelphia (The City Of Brotherly Love)“ beziehen sich unmittelbar auf James McCarthy. Für Billy McCarthy waren diese Songs eine entsprechende musikalische Bewältigung des Schmerzes und der Trauer. Schlagzeuger Rob Allen sagt darüber: „Diese Songs bedeuten uns viel. Wir sind aber auch der lebende Beweis, dass das Leben weitergeht. Wir sind Musiker mit viel Energie, die das Leben genießen wollen und das versuchen wir in unserer Musik rüberzubringen.“

Das aktuelle Album trug den Arbeitstitel „Now You Are Free“ nach einem Song, der sich auf „Augustine“ befindet. Es verdeutlicht den Willen des Trios sich weiterzuentwickeln und mit dem zweiten Album nicht das erste zu wiederholen. Herausgekommen sind dabei Songs mit einem massiven Sound, allerdings ohne kitschige Opulenz. Manchmal erinnern die Augustines an The Gaslight Anthem, allerdings ohne deren Punk-Attitüde. Sie benutzen eine ganze Palette von Sounds, setzen neben den klassischen Rockinstrumenten Klavier, Orgel, Bläser, Streicher und sogar Glockenspiel ein. Aber es bleibt immer schwere Rockmusik mit einer Menge Ballast, der in den Kompositionen transportiert wird.

Wenn die Augustines Ende April nach Deutschland kommen, touren sie durch eines ihrer Lieblingsländer. „Für mich ist es eines der fortschrittlichsten Staaten, in denen ich je war. Ich bewundere die vielen Solaranlagen, ich bin beeindruckt von der Architektur und ich liebe die Frikadellen“, schwärmt McCarthy. Schlagzeuger Rob Allen ergänzt: „Bei den Konzerten entsteht eine tolle Energie, besonders in Berlin und Hamburg.“

Augustines Mo 28.4., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 20,50 im Vorverkauf; www.weareaugustines.com