Simone Young stellt den Spielplan für ihre letzte Saison als Intendantin der Staatsoper vor

Hamburg. Das Wort schien ganz schön groß gewählt für diesen Anlass. „Vollendung“ könne als Überschrift über dem Spielplan ihrer zehnten und letzten Saison als Intendantin der Hamburgischen Staatsoper stehen, sagte Simone Young gestern bei der Vorstellung ihrer Pläne für 2014/15.

Aber sie meinte das Wort eher im Sinne von Abrundung, nicht von Nonplusultra. So beschließt sie ihr Hamburger Jahrzehnt mit der Uraufführung von „la bianca notte/die weiße nacht“ des Schweizer Gegenwartskomponisten Beat Furrer, einem Auftragswerk der Hamburgischen Staatsoper. Das Stück basiert auf Texten des Italieners Dino Campana, eines überspannten Poeten, der nur einen einzigen Band mit Gedichten hinterließ. „la bianca notte“ sei eine „Künstleroper“, wie sie sie mit „Palestrina“, „Mathis der Maler“ oder „Death in Venice“ in der Vergangenheit wiederholt ins Programm genommen habe, erklärte Young.

„Freudiges Wiedersehen“ formulierte sie als zweites Motto ihres langen Adieus. So holt die Staatsoper gleich fünf Regisseure bzw. Regieteams zurück, die in der jüngeren Vergangenheit erfolgreich für das Haus gearbeitet haben. Zum Auftakt am 20. September gibt es Jacques Offenbachs „La belle Hélène", betreut von Renaud Doucet und André Barbe (Regie/Ausstattung), die mit ihrer bonbonbunten Aschenbrödel-Fantasie „La Cenerentola“ von Rossini hier viel Ruhm ernteten. Als Dirigent debütiert Gerrit Prießnitz, der an der Wiener Volksoper hinreichend Erfahrung mit perfekt leichter Muse sammeln konnte. Die Sopranistin Jennifer Larmore in der Titelrolle wird ebenfalls erstmals an der Staatsoper gastieren.

Auch einen frühen „Spaghetti-Western“ von Giacomo Puccini will man geben

Andreas Homoki, mittlerweile Intendant des Opernhauses Zürich, bringt nach „Rigoletto“ und „Faust“ jetzt Verdis „Luisa Miller“ auf die Bühne (16. November). Das französische Team der „Madama Butterfly“, Vincent Boussard (Regie), Vincent Lemaire (Bühne) und Christian Lacroix (Kostüme) nimmt sich einer weiteren Puccini-Oper an, „La fanciulla del West“, die Young gut gelaunt als „frühen Spaghetti-Western“ ankündigte. Die Hauptpartien singen Emily Magee, Andrzej Dobber und Carlo Ventre, am Pult steht Carlo Montanaro (Premiere 1. Februar).

Karoline Gruber, der mit Roy Spahn (Bühne) der sehr eindrückliche „Lear“ von Aribert Reimann gelang, wurde mit der Inszenierung von Korngolds „Die tote Stadt“ beauftragt (22. März). Den Witwer Paul singt Klaus Florian Vogt, die musikalische Leitung behält sich die scheidende Chefin vor. Und Beat Furrers Auftragswerk legt sie in die Hände von Ramin Gray (Regie) und Jeremy Herbert (Bühne), die hier schon Brittens „Death in Venice“ realisierten.

Zu den berühmten Gästen zählen auch Agnes Baltsa als Klytämnestra in Richard Strauss’ „Elektra“ (im Februar) und Amanda Roocroft als Madame de Croissy in der Wiederaufnahme von Nikolaus Lehnhoffs bewegender Inszenierung der „Dialogues des Carmelites“ von Francis Poulenc (22. Februar).

Als Stargast bei der konzertanten Aufführung von Arthur Honeggers Oratorium „Jeanne d’Arc au bûcher“ darf sich das Publikum auf die französische Filmschauspielerin Fanny Ardant freuen (19./22. Oktober), die Johanna ist eine Sprechrolle. Und ihren finalen Abschied vom Orchestergraben zelebriert Simone Young mit einer Serie von „Simon Boccanegra“-Aufführungen, wobei der Übertenor Plácido Domingo zu zwei Terminen anreist (7. und 10. Juni).

Ballettdirektor John Neumeier zeigt neben „Napoli oder Der Fischer und seine Braut" (Choreographie August Bournonville, Lloyd Riggins) zwei Wiederaufnahmen, seine „Giselle“ mit Alina Cojocaru und „Winterreise“ nach Schubert von Hans Zender. Herzstück für ihn aber ist wohl die Neubearbeitung seines „Peer Gynt“ zur Musik von Alfred Schnittke.