Eine Glosse von Norman Raap

Ich verstehe nicht viel vom Fernsehen und zahle pünktlich meine Gebühren. Das ist auch besser so, denn die ARD, also das öffentlich-rechtliche Bezahlfernsehen, hat gerade für fast 24 Millionen Euro die „Tagesschau“ runderneuert.

Eine neu arrangierte Fanfare, die freundlich formuliert, ein wenig retro klingt, und ein moderneres Studio samt sündhaft teurer Technik sind dabei herausgekommen. Ach ja, und die deutsche Stimme von Angelina Jolie sagt jetzt die Sendung an, was bisher Chefsprecher Jan Hofer tat, der dafür am Sonnabend um 20 Uhr ganz allein das riesige Studio einweihen durfte. Und jetzt – dem technischen Fortschritt sei Dank – endlich Blau tragen kann, ohne mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Was er am Ostersonntag prompt tat, also, ein blaues Hemd zu tragen.

Wer die groß angekündigte Premiere am Vorabend verpasst hat, hat rein fernsehtechnisch nicht viel versäumt. Jan Hofer liest wie immer Nachrichten vor, unterbrochen von Einspielfilmen und Korrespondentenberichten, gewohnt solide und seriös. Krieg, Fußball, Wetter, fertig. Also alles wie immer? Ganz und gar nicht!

Was die Zuschauer, die sich im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ wähnten, nicht sahen: Hinter dem neuen Stehpult verbirgt sich eine Innovation, die Nachrichtensprecher in aller Welt vor Neid erblassen lässt: Nein, nicht die Großbildleinwand im Hintergrund. Viel besser: Es gibt jetzt ausklappbare Halter für Flaschen und Gläser der „Tagesschau“-Sprecher und -Sprecherinnen. Allein dafür hat sich die Millioneninvestition ja schon mal gelohnt. Aber, wie gesagt: Ich verstehe nicht viel vom Fernsehen.