Hamburg. Sie wurden als „Halbstarke“, „Affen“ und „Gammler“ bezeichnet: Junge Leute hatten es nach dem Zweiten Weltkrieg nicht leicht mit einer Vätergeneration, gegen die sie sich in Sachen Mode, Musik und in der politischen Einstellung abgrenzten. „Musik und Jugend standen unter Generalverdacht“, kommentiert Kostja Ullmann Bilder von Rock-’n’-Roll-Partys. Zusammen mit seiner Schauspielerkollegin Anna Maria Mühe führt er durch die Dokumentation „Junges Deutschland“. Los geht es kurz vor dem Ersten Weltkrieg, es folgen die Goldenen 20er, die Nazi-Zeit, der Wiederaufbau in Ost und West, das Hippietum in den 60ern und die großen Demonstrationen in Westdeutschland gegen Aufrüstung sowie in der DDR gegen das SED-Regime bis zum Fall der Mauer.

Dieser Dokufilm ist alles andere als eine staubtrockene Geschichtslektion, sondern ein sehr unterhaltsames Stück mit historischen Aufnahmen und neu gedrehten Szenen, in denen Anna Maria Mühe und Kostja Ullmann in die entsprechende Zeit zurückspringen. Die beide Schauspieler zitieren aus Postkarten, Briefen und Tagebüchern von jungen Leuten: von Oberschülern, die 1914 begeistert in den Krieg ziehen, von Mädchen, die im Dritten Reich den Zwang der Treffen beim Bund Deutscher Mädchen hassen, von Teenagern, für die in den 50er-Jahren die Jugendzeitschrift „Bravo“ zum Leitmedium wird.

Der Blick richtet sich nach dem Kriegsende gleichermaßen auf die Verhältnisse in West- und Ostdeutschland. In 90 Minuten bekommt der Zuschauer eine Ahnung davon, wie sich die Jugend in den vergangenen 100 Jahren in Deutschland angefühlt hat.

„Junges Deutschland“ Mo 21.4., 18.30 Uhr, ARD