Bei einer Haushaltsauflösung tauchten verschollene Platten der frühen Beatles auf – oder?

Hamburg. Es ist eine Pop-historische Sensation: Bei einer Haushaltsauflösung in Barmbek entdeckten Mitarbeiter der Hamburger Stadtreinigung zwischen unzähligen Tonträgern aus den 50er- und 60er-Jahren eine Schallplatte, die im „Akustik Studio Hamburg“ aufgezeichnet worden war. Darauf waren handschriftlich die Worte „Demo“ und „Summertime“ vermerkt. Beatles-Kennern ist klar: Das muss die erste gemeinsame Aufnahme von John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr sein.

Viele Legenden ranken sich um diese Aufnahme. Historisch gesichert ist, dass Lennon, McCartney und Harrison sich zusammen mit Starr, der damals noch für Rory Storm & The Hurricanes trommelte, am 15. Oktober 1960 im fünften Stock des Büros des damaligen Lederwarengiganten Klockmann in der Hamburger Kirchenallee 57 trafen. Dort war ein kleines Tonstudio, wo man privat Platten aufnehmen konnte, auf der B-Seite der Platten wurden dann gesprochene Werbebotschaften von Klockmann präsentiert. Allen Williams, Brian Epsteins Vorgänger als Beatles-Manager, organisierte die Session, bei der die späteren Beatles den Gesang von Lu Walters, dem Bassisten der Hurricanes, zu den Evergreens „Fever“ und „Summertime“ begleiteten.

Wie viele Platten aufgenommen wurden, darüber gibt es nur Spekulationen. Von „Summertime“ soll es laut Williams vier Exemplare geben, die aber alle verschollen sind. Williams, der in seinen Memoiren 1975 auch ein Foto einer „Summertime“-Platte inklusive Adressetikett des „Akustik Studios“ zeigte, will eine Platte bei einer Party liegen gelassen und sich logischerweise später sehr darüber geärgert haben.

Vielleicht ist sie es, die in Barmbek wieder aufgetaucht ist. So bitten die Finder zum Pressetermin im Gebrauchtmöbelhaus „Stilbruch“ Wandsbek – am 1. April. Nur ein Scherz, schade. Ich spiele das Spiel trotzdem mit und komme als „Beatles-Sammler“, seriös mit Anzug und Hut, ins Stilbruch und biete 20 Euro für die in einer Vitrine auf rotem Samt ausgestellte Platte, die genau wie die in Allen Kleins Buch aussieht. „20 Euro? Wollen Sie uns veralbern?“, lachen Stadtreinigungssprecher Andree Möller und „Stilbruch“-Betriebsleiter Roman Hottgenroth. Ja, wer hat denn damit angefangen?

Tatsächlich nehmen einige Medienvertreter den kreativen, weil nicht unrealistischen Aprilscherz bis zur Auflösung für bare Münze. Und dem „Beatles-Sammler“ fehlt immer noch das vierte „Summertime“-Exemplar. Drei hat er schon. Aber mit Beatles-Raritäten ist es wie mit diesen Panini-Sammelbildern: Die letzten sind immer am schwersten zu bekommen.