Der beliebte Autor starb er am Sonnabend im Alter von 82 Jahren. Ein Vierteljahrhundert hatte Trinkewitz in Hamburg gelebt. Er prägte die hiesige Kunstszene.

Hamburg. Er selbst hatte sich als den „letzten deutsch-jüdischen Prager Schriftsteller“ bezeichnet. Jetzt ist der tschechische Künstler und Autor Karel Trinkewitz tot. Nach Mitteilung des Schriftstellers Pavel Kohout starb er am Sonnabend im Alter von 82 Jahren. Ein Vierteljahrhundert hatte Trinkewitz in Hamburg gelebt. Er prägte die hiesige Kunstszene, war Mitglied der Hamburger Autorenvereinigung und erhielt 1994 die Biermann-Ratjen-Medaille.

1931 in Böhmen geboren, wurde er in der Tschechischen Republik als Deutscher benachteiligt, nach der deutschen Besetzung als Jude verfolgt und im Stalinismus zunächst als Jude und später unter dem Husák-Regime als Dissident diskriminiert. In Prag arbeitete er in den 1960er-Jahren als Redakteur der angesehenen deutschsprachigen Zeitschrift „Im Herzen Europas“. Dabei lernte er die tschechische und deutsche Literaturszene kennen, er selbst schrieb in beiden Sprachen. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings im August 1968 wurde Trinkewitz arbeitslos und als Autor verboten. Er schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch und arbeitete als bildender Künstler.

Schon damals beschäftigte er sich mit Kalligrafie, schuf Collagen und Objekte, in die er Schriften integrierte. Trinkewitz widersetzte sich der „Normalisierung“ und unterzeichnete mit Václav Havel und anderen Intellektuellen die „Charta 77“. 1979 bürgerten ihn die Kommunisten aus, seit 1980 lebte er in Hamburg. Schon unmittelbar nach der Wende setzte er sich für die Städtepartnerschaft mit Prag ein, die 1990 geschlossen wurde. 2005 zog der Künstler in die westböhmische Kleinstadt Rabi, wo er zurückgezogen lebte. Von der Entwicklung in seiner Heimat, vor allem vom anti-europäischen Kurs des Präsidenten Václav Klaus, war er tief enttäuscht. Tschechien sei ein „Schurkenland“, sagte Trinkewitz, der auch ein Anti-Klaus-Musical schrieb, das nicht mehr aufgeführt wurde.