Berührende deutsche Erstaufführung „The Effect“ von Lucy Prebble im Ernst Deutsch Theater

Hamburg . „Liebe ist das Gegenteil von Depression“, behauptet die britische Dramatikerin Lucy Prebble. Zum Beweis der steilen These aus persönlicher Erfahrung schrieb sie das Theaterstück „The Effect“, eine Versuchsanordnung in einer Klinik, in der Antidepressiva getestet werden. Regisseur Hartmut Uhlemann gelang nun bei der deutschen Erstaufführung ein berührender Abend in Starbesetzung. Die mutige Entscheidung des Ernst Deutsch Theaters, das anspruchsvolle Werk zu zeigen, zahlt sich künstlerisch aus.

Connie (Henrieke von Kuick) und Tristan (Kostja Ullmann) nehmen als bezahlte Versuchspersonen am Medikamententest teil. Ärztin Dr. James (Saskia Fischer) nimmt die beiden in der Klinik auf und erklärt noch mal die Regeln. Sie glaubt, alles im Griff zu haben. Doch die selbst depressive Ärztin hat die Rechnung ohne ihren Ex-Mann gemacht, der in Gestalt von Klinikchef Dr. Sealey (Erik Schäffler) die Fäden hinter den Kulissen zieht. Das Bühnenbild von Eva Humburg wirkt sehr stark: große kalte Klinikwände mit Rotlichtstrahlern und einer Videokamera-Batterie sowie eine weiße Wand auf der Drehbühne, bilden den kalten Rahmen für das zunehmend emotionale Spiel.

Die Konflikte: Connie und Tristan verlieben sich ineinander, als Tablettenschlucker wissen sie aber nicht, ob nur die Chemie stimmt oder sie wirklich etwas füreinander empfinden. Sie unterlaufen die Testregeln. Ullmann spielt das mitreißend, dreht voll auf, wie sich das im Liebesrausch gehört. Von Kuick kann nicht ganz mithalten. Fischer und Schäffler tragen das Stück mit herausragenden Leistungen. Der Klinikchef wird von Schuldgefühlen geplagt und will seine Ex ans Medikament heranführen. Andererseits lässt er sie überwachen, gibt ihr falsche Informationen. Das führt dazu, dass Tristan glaubt, er nehme nur Placebos, bis er zusammenbricht. Das löst Verzweiflung bei den Doktoren aus, wie die Frage, inwieweit Antidepressiva wirklich helfen. Connie liebt Tristan auch ohne Tabletten und ist im Krankenhaus für ihn da.

Ein berührender Abend zwischen Philosophie, großen Gefühlen und Neurotransmitterkunde.

„The Effect“, Ernst Deutsch Theater, bis 11. April, Karten: T. 22 70 14 20