Kostja Ullmann spielt in Lucy Prebbles „The Effect“ am Ernst Deutsch Theater

Kostja Ullmann hat ein Prince-Lächeln und ein sonniges Gemüt. Ein Darsteller, den man im Geiste sogleich unter „Romantischer Liebhaber“ abspeichert. Im Ernst Deutsch Theater spielt er genau das Gegenteil. Vom 6. März an ist er in der deutschsprachigen Erstaufführung von Lucy Prebbles Drama „The Effect“ in der Regie Hartmut Uhlemanns zu sehen. Es geht um Depressionen, Medikamenteneinsatz – immerhin auch um Liebe. Ullmann spielt Tristan, einen unsteten jungen Mann, der gern reist und flirtet. In einer Klinik trifft er auf Connie, beide nehmen an einem Versuch der Pharmaindustrie mit Antidepressiva teil.

„Die Proben sind schon sehr extrem“, sagt Kostja Ullmann. „Die Figur macht ja eine harte Entwicklung durch. Da spielt man die ganze Zeit vollgepumpt mit Adrenalin auf einem hohen Level.“ Die Probanden verlieben sich ineinander. Doch die Verwirrung darüber, was nun echtes Gefühl ist, was vielleicht nur ein erhöhter Serotonin-Spiegel aufgrund der Drogen, zermürbt das Paar. Ullmanns Figur des Tristan ist auf Glückshormonen, später plötzlich wie durch einen Schlag ausgebremst.

Eine anspruchsvolle Rolle für einen, der überwiegend in Film und Fernsehen zu sehen ist. Dabei stand der Sohn eines Drehbuchautors und einer Tänzerin mit indischen Wurzeln mit elf Jahren erstmals auf der Bühne des Ernst Deutsch Theaters. Zuletzt vor drei Jahren in „Verbrennungen“. „Ich bin vor der Kamera schon mehr zu Hause. Das ist fast ein anderer Beruf“, sagt der Hamburger Schauspieler. „Allein der längere Vorbereitungsprozess ist großartig am Theater. Man hat ganz andere Möglichkeiten in seine Rolle zu finden, eine Geschichte zu entwickeln.“

Seine Filmarbeit führte den 29-Jährigen zuletzt für die John-Le-Carré-Verfilmung „Marionetten“ mit dem Regisseur Anton Corbijn und Schauspielstars wie Robin Wright und Willem Dafoe zusammen. Der kürzlich gestorbene Philip Seymour Hoffman spielte seinen Vorgesetzten. „Er war ein begnadeter Schauspieler, und auch ein herzlicher Mensch“, sagt Ullmann.

Zurück zum Stück. Wo hört Traurigkeit auf, wo beginnt eine Depression? Ist die Umwelt Auslöser, oder doch nur ein Fehler im Gehirnstoffwechsel? Beiden Glaubensrichtungen werden in „The Effect“ von den beiden Ärzten Dr. Lorna James und Dr. Toby Sealey diskutiert. Mit der Zeit durchschaut der Zuschauer, dass sie als ehemaliges Liebespaar ein angespanntes Verhältnis haben. Ein engagiertes Werk der 33-jährigen britischen Autorin Prebble, die mit „Enron“ bereits einen beachtlichen Bühnenerfolg hinlegte. „Es passiert zwischenmenschlich unheimlich viel“, sagt Ullmann. Moderne Mittel versprechen überdies eine frische Inszenierung. „Es darf jetzt bloß die Drehbühne nicht ausfallen.“

„The Effect“ Premiere Do 6.3., 19.30, bis 11.4., Ernst Deutsch Theater (U Mundsburg), Friedrich-Schütter-Platz 1, Karten zu 18,- bis 37,- unter T. 22 70 14 20; www.ernst-deutsch-theater.de